Ja, es wird am Anfang zu wenig Impfstoff und zu wenige Impfwillige geben. Doch das ist nicht schlimm – und passt sogar gut zusammen.
In den USA und in Großbritannien wird schon geimpft, in der EU wird noch geprüft. Darüber soll man nicht spotten, so viel Zeit muss halt sein, die Latenzphase wird hoffentlich nicht länger als drei Wochen dauern, die Zahl der überzeugten Impfgegner wird nach ihrem Verstreichen weder geschrumpft noch gestiegen sein.
Viel volatiler ist die Zahl der Impfskeptiker, denen man nicht unterstellen sollte, dass sie Impfgegner sind. Skepsis ist, gerade in einem wissenschaftlichen Weltbild, eine vernünftige Grundhaltung und nicht mit Starrsinn zu verwechseln. Natürlich ist sie auch Charaktersache: Es gibt mehr und weniger vorsichtige Menschen, beide sind in einer Gesellschaft wichtig, Zauderer sind Vorreitern genauso wenig moralisch überlegen wie umgekehrt. Doch wer heute noch meint, er wolle sich eher nicht impfen lassen, kann schnell seine Meinung ändern, wenn es nach einigen Wochen Impfung keine ernsten Zwischenfälle gibt. Und solche sollte es nicht geben, da kann man den seriösen Pharmafirmen und vor allem den dokumentierten Prüfverfahren wohl vertrauen.
So ist es nicht bedenklich, dass derzeit nur ungefähr 20 Prozent der Österreicher „sicher“ oder „eher schon“ zur Covid-Impfung gehen wollen. Auch aus einem Grund, der wieder andere besorgt macht: Es wird ohnehin sicher nicht sofort Impfstoff für alle geben. So gleichen sich zwei Sorgen – zu wenig Impfstoff, zu wenige Impfwillige – aus, man könnte im Sinn des Krautfleckerl-Rezepts der Tante Jolesch – „Weil ich nie genug gemacht hab“ – sogar kalkulieren: Wenn sich die Anmutung durchspricht, dass die Impfstoffe rar sind, könnte das die Impfung wiederum begehrter machen . . .
Zu optimistisch gedacht? Gewiss, nach diesem schwarzen Jahr ist uns der Optimismus geschwunden. Dass so schnell Impfungen gegen Covid entwickelt werden konnten, ist ein guter Grund, ihn wiederzuentdecken. Die Geschichte der Impfungen ist eine Erfolgsgeschichte, trotz aller Skepsis, es gibt keinen Grund zu glauben, dass just diese Seuche eine Ausnahme sein sollte.