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Après Ski mit Alkoholverbot

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163. Was tun, wenn die Skigebiete wieder öffnen? Vorhang auf zur ersten muslimischen Wintersaion!

Einige EU-Staaten wollten die europäischen Skigebiete in einen Winterschlaf versetzen, um den zweiten Teil der Saison zu retten, Österreich nahm aber den konträren Standpunkt ein. Während Italiener und Bayern auf Komplettschließung drängten, begann man bei uns mit Beschneiungen. Kernige Liftgesellschaftsmagnaten drängten auf eine flotte Schussfahrt in den Abgrund, damit der Rubel rollt. Der ÖSV-Präsident und führende Zirbenschnaps-Zampano des Landes forderte einen Saisonstart ohne Verzögerung und brachte im ORF seine ebenso erwartbare wie degoutante gesundheitspolitische Expertise ein. Subtext: Wegen seiner paar maroden Altersgenossen schlachten wir unsere heiligste Kuh? Er persönlich sterbe im Übrigen lieber an Corona als an Grippe. Der Wunsch sei ihm unbenommen. Man horchte allerdings auf, als er meinte, "70, 80, 90 (...), das ist das Alter, wo man gehen muss." Wieso lässt ihn der ORF dann nicht gehen und fängt ihn immer wieder ein?

Die Regierung erhörte die Rufe des moribunden Gebirgsmagnaten, und ab Weihnachten wird gecarvt. Das Resultat: Deutsche Wintersportfreaks hält die beidseitige Quarantänepflicht von unserem Land fern, immerhin erfreut sich Österreich, auf Einwohner heruntergerechnet, einer dreifach erhöhten Infektionsrate. Doch was soll am 7. Jänner geschehen, wenn im Idealfall und unter Druck populistischer Lobbyisten Hotels und Lokale öffnen?

Klar, Skiparadiese bieten Sicherheitskonzepte, coronasichere Pisten und haben sogar die Fahrgeschwindigkeit der Seilbahnen erhöht. Doch abends werden sich Feierlaunige zusammenkuscheln und einander ihre Aerosole vertraulich ins Gesicht hauchen. Dudelt Ötzi- oder Gabalier-Rock im Hintergrund, plärren sie einander an und hüllen das Gegenüber in Spuckvorhänge. Daher brächte ein komplettes Alkoholverbot wohl den virologischen Maximaleffekt. Berggaudi ohne Jagatee, Vorhang auf für unsere erste muslimische Wintersaison, quasi Scharia light! Denn Ischgl & Co. müssen ja nicht total umgestaltet werden. Schweinefleisch, zur Abholung und zum Verzehr in minibarfreien Doppelzimmern, sollte gestattet bleiben.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 18. 12. 2020)

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