Kritik

Staatsoper: Fast eine Henze-Uraufführung

(c) WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN
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Soweit sich das via Livestream beurteilen ließ, zeigte die musikalisch grandiose Erstaufführung von Hans Werner Henzes Mishima-Vertonung „Das verratene Meer“ alles, was im Textbuch steht – und sogar noch ein bisschen mehr.

Man wird uns jetzt allseits wieder vorrechnen, wie spät Wien mit einer solchen Premiere dran ist. Und doch: Es braucht Weile,  eine Henze-Oper so klingen zu lassen. Mit Musik aus diesem „verratenen Meer“ haben die Wiener Philharmoniker ja längst ihre Erfahrungen gemacht: 1995 spielten sie in einem ihrer Abonnementkonzerte unter Christoph von Dohnányi „Appassionatamente“, die symphonische Suite aus den Verwandlungsmusiken. Die gerieten Sonntag vormittags im Musikverein damals zu einem ziemlichen Durcheinander.

In gewisser Weise hatte es damit schon seine Richtigkeit. Die Klangflächen in den üppig orchestrierten Werken dieses Komponisten liegen ja scheinbar ungeordnet übereinander wie Farbschichten auf einem abstrakten Gemälde.  Das darf, das soll verschwimmen und verfließen. Es macht immer pittoresk-schöne Wirkung, schafft wilde, leidenschaftlich erregte oder poetisch zarte Atmosphäre, je nachdem.

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