Der Fährhafen in Sassnitz geriet wegen Nord Stream 2 ins Visier der USA. Was machen die Drohungen mit dem Ort?
Sassnitz. Ein harter Wind peitscht über die graue Ostsee Richtung Küste. Die Kälte frisst sich unter die Kleidung an diesem wolkenverhangenen Tag. Düsterer ist nur die politische Großwetterlage hier in Sassnitz auf der Insel Rügen im Nordosten Deutschlands. Der örtliche Fährhafen, der Port Mukran, ist in die Mühlen der Weltmächte geraten, weil er Logistik für das Pipeline-Projekt Nord-Stream-2 bereitstellt. US-Senatoren drohten mit Sanktionen. Man muss dazu wissen: Die Hafengesellschaft steht zu 90 Prozent im Eigentum der Stadt.
Die USA gegen Sassnitz also, ein Ort, der rund 10.000 Einwohner zählt und, Zufall der Geschichte, zum Wahlkreis von Angela Merkel. Ansonsten gibt es noch ein kleines Schutzgebiet für Schlangen, für die Glattnatter, und einen Nationalpark namens Jasmund, den kleinsten Deutschlands, dessen weiße Felsküste ein Naturjuwel und Postkartenmotiv ist. Vor allem aber gibt es in Sassnitz Rohre. Nicht dutzende, nicht hunderte, sondern tausende. Man kann diese Rohre gar nicht übersehen. Die überlebensgroßen, genauer zwölf Meter langen Stahlstäbchen tauchen neben der Bundesstraße auf. Sie sind auch neben Gleisen aufgeschlichtet oder an der Kaimauer. Diese Rohre sind der unverbaute Rest von Nord Stream 2, der Ostsee-Pipeline, die zu 94 Prozent fertiggestellt ist. Sie tragen einen Betonmantel, der ihnen in Sassnitz angelegt wurde. Im Hafen holen sich Versorgungsschiffe die Rohre für Nord Stream 2 ab. Auch deshalb ist Sassnitz im US-Visier. Auch deshalb dieses Schreiben.