Plattenkritik

Neues Soloalbum: McCartney und sein innerer Lennon

Lockdown mit vielen Instrumenten: Sir Paul McCartney im Homeoffice.
Lockdown mit vielen Instrumenten: Sir Paul McCartney im Homeoffice.Universal
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Nein, dem ewigen Beatle Paul McCartney fehlt es nicht an Tiefe, er ist nur aus Überzeugung nett. Das zeigt das Album „McCartney III“, das er völlig allein aufgenommen hat.

Auch und gerade im doppelten Gedenkjahr John Lennons darf und muss man seinen kongenialen Ko-Beatle Paul McCartney gegen den ewigen Vorwurf verteidigen, er sei ein Leichtgewicht, ihm fehle die Tiefe, er sei zu kompromisslerisch, zu lieb. Schön, dass McCartney im zentralen und besten Song seines neuen Albums selbst eine Antwort gibt: „It's still alright to be nice.“ Der Song heißt, wie englische Lateinlehrer das Horazsche „Carpe diem“ übersetzen, „Seize The Day“, und er ist voll trotzigem Optimismus: „I'm okay on a sunny day, when the world deserves to be bright.“

Halte den Tag fest!

Die Welt verdient es, hell zu sein: Das ist der Geist von „Hey Jude“, „Getting Better“ und vielen anderen Beatles-Songs, die die Welt ein bisschen sonniger gemacht haben, durch all die Wolken hindurch. Und wie so oft bei McCartney, ist es auch in „Seize The Day“ eine sogenannte Bridge, ein Mittelteil mit Tonartwechsel, der den Song besonders macht. In manchen späten Beatles-Songs, „I've Got A Feeling“ etwa, war dieser Mittelteil ein Teil eines unfertigen Lennon-Songs, der McCartneys frohe Botschaft konterkarierte, relativierte, die Schatten zeichnete.

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