Ernte 2010 bringt wenig, aber guten Wein

Ernte 2010 bringt wenig
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Österreichs Winzer erwarten für 2010 die geringste Erntemenge seit mehr als zehn Jahren. Grund sind das regnerische Frühjahr, Frost und Pilzbefall. Dafür dürfte der Wein sehr gut werden.

Die heurige Weinernte wird wegen der schwierigen Witterung so gering ausfallen wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Erste Schätzungen gehen von deutlich unter Millionen Hektoliter aus, so wenig waren es zuletzt 1997 mit 1,84 Millionen Hektoliter. Eine durchschnittliche österreichische Weinernte liegt bei 2,6 bis 2,7 Millionen Hektoliter.

Von der Qualität her wird aber ein sehr guter Jahrgang erwartet - "wenn das Wetter nicht weiter so verrückt spielt", sagte Weinbauverbandspräsident Josef Pleil. Nach dem verregneten Sommer hofft man auf einen warmen und sonnigen Herbst. Die kleine Weinernte bringt in der Regel höhere Preise, zumindest für die Winzer.

Nur manche Weine werden teurer

Wie sich höhere Traubenpreise auf die Konsumentenpreise generell auswirken werden, könne man nicht abschätzen, so Pleil. In manchen Bereichen werde es zu keinen Preiserhöhungen kommen, in manchen Segmenten schon. In den Supermärkten könnten vor allem bei den Einstiegsweinen aber auch im mittleren Preissegment vermehrt ausländische Produkte in die Regale kommen, wenn die Preise für österreichischen Wein zu stark angehoben werden. Es gebe in den Supermärkten Preisschwellen und am Weltmarkt sei genug Wein vorhanden. Auch als Winzer könne man mit großen Preissteigerungen wohl keine große Freude haben, weil man gewisse Marktsegmente verliere. Es sei nicht vorstellbar, dass österreichische Winzer auf das untere Segment verzichten, meint Pleil.

Massenweine besonders betroffen

Betroffen ist von den schwierigen Witterungsbedingungen und damit auch den kleineren Mengen beim Weißen vor allem der Grüne Veltliner, bei den Rotweinen die Sorte Blaufränkisch und weniger der Zweigelt. Regional wird vor allem in Niederösterreich und im Burgenland die Weinernte wesentlich kleiner ausfallen.

Frost und Pilz belasten Winzer

Im Weingarten hat es heuer jede Menge Probleme gegeben. Angefangen bei Frostschäden - gemeldet wurden bei der Hagelversicherung rund 1.000 Hektar - bis hin zu Pilzerkranken. Die anhaltenden Regenfälle während der Blütezeit Anfang Juni führten zu kleinen und lockerbeerigen Trauben. Relativ in Grenzen gehalten hat sich der Hagel. Die Weinbauern hoffen nun auf einen schönen Herbst, sodass der Jahrgang "klein, aber oho" wird.

Winzer müssen in den Supermarkt

Bei einer kleinen Ernte befürchteten die Aufkäufer, dass sie zuwenig Ware erhalten. Derzeit werden für ein Kilo Trauben 60 bis 65 Cent gezahlt, Tendenz "spürbar steigend", so Pleil. In einem Normaljahr halten sich in Österreich Erzeugung und Inlandskonsum die Waage, Exporte und Importe gleichen sich aus. Positiv entwickelt sich der Ab-Hof-Verkauf. Langfristig werde es aber notwendig sein, dass die Winzer im Supermarkt präsent sind, so Pleil.

Weniger Weinanbaufläche

Die Weinanbaufläche ist den vergangenen zehn Jahren leicht gesunken und lag 2009 mit 45.533 Hektar um 6,1 Prozent unter dem Wert von 1999, ergab die Weingartenerhebung der Statistik Austria, die im Zehn-Jahres-Rhytmus durchgeführt werden muss. Weingärten müssen allerdings auch in etwa alle 30 Jahre erneuert werden, gute Winzer ließen den Boden dann eine Zeit rasten sodass die Weinflächen Schwankungen unterworfen von rund zehn Prozent unterworfen seien, so Pleil. Die 6 Prozent lägen also innerhalb der normalen Flächenschwankungen.

Deutlich mehr Rotwein

Gestiegen ist die Anbaufläche von Rotwein wegen des Rotweinbooms Anfang der 2000er Jahre. "Mehr soll es nicht mehr werden", meint Pleil. Der Stand der Rotweinfläche entspreche den Markt- und Exportgegebenheiten. Rotwein angebaut wurde im Vorjahr auf rund 15.700 Hektar (+27 Prozent). Die Weißweinfläche lag bei 29.800 Hektar (-17,5 Prozent). Das Verhältnis von rund zwei Drittel Weißwein zu rund einem Drittel Rotwein solle sich nicht ändern.

Ein Drittel weniger Winzer

Deutlich weniger geworden sind in Österreich die Winzer. Die Zahl der Betriebe sank im vergangenen Jahrzehnt um 37 Prozent auf 20.181. Dabei haben vor allem viele Kleinstbetriebe aufgegeben - "Selbstversorger, Pensionisten, Hobbywinzer", so Pleil. Trauben aufkaufende Betriebe seien allerdings gut beraten, sich langfristige Partnerschaften für ihre Rohware zu sichern. Wenn ein Kleinbetrieb nicht das notwendige Geld erhalten, werde er aufhören. Die Zahl der Vollerwerbsbetriebe liege bei rund 10.000, also bei rund der Hälfte aller Betriebe.

(APA)

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