Streamingtipps

Alles singt: Die schönsten Film- und Serienmusicals für die Weihnachtszeit auf Netflix, Amazon & Co.

Gesang kann dabei helfen, Aufgestautes abzubauen. Manche erleichtert bereits, anderen beim Singen zuzusehen. Wir empfehlen fünf Musicals zum Schwelgen und Mitträllern, von Folk über Pop bis zum Weihnachts-Evergreen.

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Glee

Sechs Staffeln, 2009–2015
Zu sehen auf Netflix

Qualitätsserien (so der Tenor der „goldenen Ära des Fernsehens“, die um die Jahrhundertwende ausgerufen wurde und längst „goldene Ära des Streamings“ genannt werden muss) sind vorwiegend düstere Thriller und Dramen, die in ausgedehnten Spannungsbögen existenzielle Fragen mit der gebührenden Ehrfurcht erörtern. Dabei war es oft gerade die „leichte Serienkost“, die der Renaissance des episodischen Erzählformats maßgeblichen kulturellen Auftrieb verlieh. Und seine Grenzen auslotete. Ein Musterbeispiel ist der Kult um „Glee“: Eine knallbunte, quietschfidele High-School-Comedy über Teenager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, heimlich vereint in ihrer Leidenschaft für Vokalakrobatik.

Ein engagierter Lehrer (Matthew Morrison), der früher von musikalischer Selbstverwirklichung träumte, lockt sie im schulischen Gesangsverein aus der Reserve – und legt den Keim für eine Gemeinschaft, die Cliquen und Klassen sprengt. Hinter der gewitzten, gefühligen Oberfläche werden gewichtige Themen verhandelt – ganz ohne moralischen Fingerzeig. Ein Markstein in der Karriere des nunmehrigen Produzentenstars Ryan Murphy, dessen jüngster Film „The Prom“ versucht, an diese Glanztat anzuschließen. (and)

Meet Me in St. Louis

Von Vincente Minnelli, 1944
Zu sehen auf Sky

Es gibt Kitsch, der mit geschmackloser Überzeichnung abstößt. Und es gibt Kitsch, der an verzückender Transzendenz kratzt. Der Hollywoodmusicalklassiker „Meet Me in St. Louis“ zählt zweifelsohne zur zweiten Sorte. Wie lebensfroh, wie üppig wirkt seine nostalgische Postkarten-Fantasie eines Mittleren Westens, wo Judy Garland & Co. sich in ausgefallenen Gewändern auf Verandas im Kreis drehen, von Glück und Liebe träumend! Wo sämtliche Passagiere vergnügt einfallen, wenn jemand in der Straßenbahn ein heiteres Liedchen anstimmt! Zumal im hier debütierten Evergreen „Have Yourself a Merry Little Christmas“ auch echter Weltschmerz mitschwingt – wie nicht nur Martin Scorsese vermerkte. (and)

Grease

Von Randal Kleiser, 1978
Zu sehen auf Amazon

Als das lange stillgelegte Autokino von Groß-Enzersdorf im Corona-Frühling wieder aufsperrte, zeigten die Betreiber „Grease“ als Eröffnungsfilm. Das passte wie die Flammendeko auf den Autolack – es gibt im Film auch eine Autokino-Szene. Und es war quasi Nostalgie für die Nostalgie: Schließlich ist „Grease“ ein Musical aus den 1970ern über die (verklärten) 1950er. Das spiegelt auch der Stil der meisten Songs, die energisch zum Mits(w)ingen einladen. Der Rebell (John Travolta) und das Prinzesschen (Olivia Newton-John), deren Liaison von ihren jeweiligen Image-Korsetten und Geschlechterrollen behindert wird: Eine bis heute nicht uninstruktive Erzählung, die hier spielerische Auflösung findet. (and)

Sister Act

Von Emile Ardolino, 1992
Zu sehen auf Disney+

Katholische Kirchenmusik zielt auf Andacht und Ehrfurcht ab. Der Gospel hingegen drückt Gottesliebe durch Freudentänze und Jubelgesang aus. Kaum verwunderlich, dass Schwester Mary (Whoopi Goldberg) bei der strengen Mutter Oberin aneckt, als die schalkhafte Afroamerikanerin den Chor des Nonnenklosters übernimmt, wo sie sich als Geistliche getarnt vor ihrem kriminellen Ex-Lover versteckt. Die Gemeinde in der Slum-Gegend ist allerdings begeistert von den heiteren, aber nie blasphemischen Liedern der Lounge-Sängerin, die mit ihnen keinen Umsturz, aber zumindest eine kleine Reformation bewirkt. Am Ende des drolligen Comedy-Streichs schunkelt sogar der Papst zu ihnen mit. (mt)

Inside Llewyn Davis

Von Ethan und Joel Coen, 2013
Zu sehen auf Amazon

Die unaufgeregte Musiker-Ballade der sonst auf grelle Genre-Parodien spezialisierten Coen-Brüder spielt zu einer Zeit, als Folk noch nicht das Ansehen und den Erfolg genoss wie erst später durch Bob Dylan. Im New York von 1961 muss sich der Titelheld während eines eisigen Winters mit kleinen Auftritten über Wasser halten. Er hat keine Wohnung (was ihn zum Couchsurfing nötigt), kein Auto (längere Strecken fährt er per Anhalter), keine Karriere (Konzessionen an den Kommerz verweigert er) und keine Frau (die letzte war ein One-Night-Stand und schon damals vergeben). Sogar ein Mantel fehlt dem unglückseligen Liedermacher.

Nur seine Gitarre hat er immer dabei, und meistens (noch so ein Missgeschick) eine Katze auf dem Arm. Oskar Isaac (Rebellenpilot Poe aus „Star Wars“) spielt den gestressten Tagedieb als sarkastischen Einzelgänger, der immer nur für die Dauer eines kurzen Ständchens zum sanftmütigen Romantiker mit zarter Stimme, schüchterner Körperhaltung und verträumten Augen mutiert. In den Passagen ohne Live-Musik neigt er hingegen zu schützender Ironie und sturer Kaltschnäuzigkeit. Ein typischer Coen-Charakter, aber mit Herz. Ein bittersüßer Genuss! (mt)

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