Libyen: Gaddafi will fünf Milliarden Euro jährlich von EU

(c) AP (Alessandra Tarantino)
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Der libysche Staatschef will damit Einwanderer stoppen. Die EU solle ihm „jährlich mindestens fünf Milliarden Euro“ zahlen, dann werde er dafür sorgen, dass diese illegalen Einwanderer in Afrika bleiben.

Rom (ag./basta.). „Morgen könnte Europa gar nicht mehr Europa sein. Vielleicht wird Europa dann sogar schwarz sein, da es Millionen Afrikaner gibt, die einwandern wollen“, prognostizierte der libysche Staatschef Muammar Gaddafi während seines Besuches in Rom. Sein Patentrezept dagegen: Die EU solle ihm „jährlich mindestens fünf Milliarden Euro“ zahlen, dann werde er schon dafür sorgen, dass diese illegalen Einwanderer in Afrika bleiben. Libyen sei ja das Eingangstor der „unerwünschten Immigration“. Diese könne also nur an den Grenzen seines Landes gestoppt werden.

Der Diktator versicherte, seine Forderung werde von Italien unterstützt. Premier Silvio Berlusconi kommentierte dies aber nicht.

Empfangen von hunderten Models und begleitet von teuren Pferden feiert sich Gaddafi derzeit in der italienischen Hauptstadt. Offizieller Anlass für den Besuch ist ein Freundschaftsabkommen, das Rom und Tripolis vor zwei Jahren unterzeichneten.

Lager für illegale Migranten

Dieses sieht neben „Entschädigungen“ für die italienische Verbrechen der Kolonialzeit auch eine Verpflichtung Libyens vor, die Weiterreise von Flüchtlingen über das Mittelmeer zu verhindern. Hilfsorganisationen und die UNO sprechen von regelrechten „Lagern“ in Libyen, in denen Migranten unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten werden. Italien hat zudem zugesagt, mehrere Milliarden Euro Projektgelder in das nordafrikanische Land zu investieren.

Die EU und Libyen verhandeln seit zwei Jahren über ein Rahmenabkommen, das unter anderem Fragen der Migration behandeln soll. Zu den jüngsten Vorschlägen des Diktators sagte ein EU-Kommissionssprecher jedoch nur: „Wir kommentieren keine Aussagen von Herrn Gaddafi.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2010)

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