Gespräch

Ein weihnachtlich düsterer „Tatort“ aus Wien

Inge Maux, grandios als „Sackerl-Grete“, mit Harald Krassnitzer (Eisner) und Adele Neuhauser (Fellner).
Inge Maux, grandios als „Sackerl-Grete“, mit Harald Krassnitzer (Eisner) und Adele Neuhauser (Fellner).ORF
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Daniel Prochaska über den „Ritterschlag“ einer „Tatort“-Regie, seinen neuen Blick auf Obdachlose und warum er den Namen eines Apachen-Kriegers trägt.

Der „Tatort“ vom Sonntag erzählt von einer Herbergssuche: Eine Mutter hat Job und Wohnung verloren und muss mit ihrem Kind unterkommen. Sie trifft auf ein bürokratisiertes System, das sechs bis acht Wochen braucht, bis man ihr eine neue Bleibe anbieten kann. Also steht fürs Erste nur die Notschlafstelle zur Verfügung – die für das Kind eine einzige Zumutung ist und aus der, wie sich herausstellt, immer wieder Obdachlose verschwinden. Das Thema von „Unten“ passt gut zu diesem Weihnachten, in dem nichts wie gewohnt und vieles düsterer ist als sonst. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) ermitteln im Kreis der „unteren Zehntausend“ – und machen Bekanntschaft mit der Gleichgültigkeit und Verachtung, die diesen Menschen entgegenschlägt.

Regisseur Daniel Prochaska musste nicht überlegen, ob er das Angebot für den „Tatort“ annehmen soll. Er hatte zuvor erst drei Filme gemacht: Die Stadtkomödie „Geschenkt“, den Jugendfilm „Das schaurige Haus“ und den (bisher erfolgreichsten) Landkrimi „Waidmannsdank“. „Für einen jungen Filmemacher ist ein ,Tatort‘ wie ein Ritterschlag“, sagt Prochaska. Das Drehbuch habe ihn erst recht überzeugt: „Es geht um die Frage: Was ist ein Menschenleben wert? Man läuft tagtäglich an Leuten vorbei, die auf der Straße leben. Seit ich den Film gemacht habe, schaue ich mit anderen Augen auf sie.“ Ihm sei klar geworden, wie schnell man in diese Parallelwelt abrutschen kann. Verschärft werde die Lage durch Corona. „Das Thema ist leider aktueller geworden.“

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