Vor 150 Jahren, am 20. September 1870, überrannten Truppen des jungen Königreichs Italien die Stadtmauern Roms und besiegelten damit das Ende eines Kirchenstaates.
Vatikanisches Konzil

Mit der Karosse in den Himmel

Vor 150 Jahren: Als Ungarns Bischöfe den Aufstand wider den Papst probten. Das Erste Vatikanische Konzil, wie es dazu kam – und was danach folgte.

Vor 150 Jahren, am 20. September 1870, überrannten Truppen des jungen Königreichs Italien die Stadtmauern Roms und besiegelten damit das Ende eines Kirchenstaates, der ins ferne achte Jahrhundert zurückreichte und sich wenige Jahre zuvor noch von Ferrara im Norden bis vor die Tore Neapels erstreckte. Papst-König Pius IX. (1846 bis 1878) hatte alles unternommen, das Los abzuwenden. Nach Angriffen regulärer Truppen vom Norden und von Freischärlern Garibaldis vom Süden ab 1860 ließ er eine Armee ausheben, die zuletzt rund 13.000 Mann aufbot. Nur einmal, bei Magenta 1866, ging sie siegreich vom Felde.

Mehr als an Waffen appellierte Pius an die katholisch Getauften in aller Welt. Seine Symbolpolitik und seine Schreiben befeuerten eine ultramontane Bewegung, die den Blick „über die Berge“ – ultra montes – gen Rom lenkte. Statt auf nüchterne Aufklärung setzte sie auf Emotion, vor allem Marienfrömmigkeit. Die vielfältige Tradition verdichtete sie zu einer Weltanschauung, die Konfrontationen mit dem bürgerlich-liberalen Zeitgeist nicht scheute – am katholischen Wesen sollte die Welt genesen! Modern waren ihre Instrumente wie Presse, Vereine, Parteien. Die Klagen Pius IX. über Italiens Raubzug lösten eine Welle der Solidarität aus, die primär kleine Leute erfasste. Millionen Männer wie Frauen weltweit unterschrieben zum ersten Mal im Leben politische Adressen und trotzten ihrem kargen Unterhalt „Peterspfennige“ für den Heiligen Vater ab. Ungarns Basis steuerte wenig bei; sie konnte nicht glauben, dass der Obere ihrer reichen Kirchenfürsten in Geldnöten sei.

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