Hochwasser in Pakistan: Minen werden freigespült

Hochwasser in Pakistan
Hochwasser in PakistanEPA (AARON FAVILA)
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Die Katastrophe in Pakistan spitzt sich zu. Freigespülte Sprengsätze werden von der Flut im Land verteilt, es gibt bereits mehrere Opfer zu beklagen. Die Überschwemmungsgefahr hält weiter an.

In Folge der Flutkatastrophe in Pakistan droht den Bewohnern der Überschwemmungsgebiete eine neue Gefahr: Durch den Rückgang der Fluten kämen freigespülte Landminen an die Oberfläche, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag in Genf. Im Süden Pakistans bemühten sich die Behörden, die insgesamt mehr als 100.000 Einwohner von zwei vom Hochwasser bedrohten Städten in Sicherheit zu bringen.

Ehemals sichere Gebiete sind wieder vermint

Seit Beginn der Überschwemmungen vor mehr als einem Monat seien in der nordwestlichen Region Dera Ismail Khan und im pakistanischen Teil Kaschmirs drei Kinder, eine Frau und ein Mann durch Landminen schwer verletzt worden, sagte die IKRK-Beauftragte für Pakistan, Luiza Khazhgerieva, der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Menschen seien durch die herumliegenden Sprengsätze leicht verletzt worden. Da das Hochwasser Minen freigespült oder in andere Gebiete geschwemmt habe, bestehe nun auch in Gebieten Gefahr, die zuvor von Minen geräumt worden waren. Khazhgerieva nannte unter anderem den Fall einer Frau, der beim Holzsammeln ein Teil ihres Beines weggesprengt wurde.

Anzahl der Landminen ist ungewiss

Laut IKRK ist unklar, wie viele Landminen noch in Pakistan liegen. Die heimtückischen Sprengsätze, die oft Zivilisten verstümmeln oder töten, kamen unter anderem im Konflikt zwischen Pakistan und Indien um Kaschmir sowie bei den Kämpfen zwischen pakistanischer Armee und Taliban im Nordwesten des Landes zum Einsatz.

Überschwemmungsgefahr hält an

Von den Überschwemmungen in Pakistan sind 17,2 Millionen Menschen direkt betroffen. In einigen Gebieten hielt die akute Überschwemmungsgefahr am Dienstag weiter an. Die Wassermassen des über die Ufer getretenen Flusses Indus strömten auf die südlichen Städte Jati und Choohar Jamali zu, wie ein Behördensprecher mitteilte. Die insgesamt gut 100.000 Einwohner seien aufgefordert worden, die beiden Städte zu verlassen. "Wir versuchen alles, um die zwei Städte zu retten", fügte der Behördenvertreter hinzu.

"Die Krise weitet sich aus"

Viele Einwohner flüchteten sich ins nahegelegene Thatta, das von den Behörden inzwischen wieder als sicher angesehen wird. Aus Angst vor den Fluten des Indus war die 300.000-Einwohner-Stadt am Wochenende komplett evakuiert worden.

Das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO sowie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF riefen zu weiterer Hilfe für die Flutopfer auf. "Die Krise weitet sich aus und führt zu einer dreifachen Bedrohung: Die Menschen haben ihr Saatgut, ihre Ernten und ihre Einkommen verloren", sagte WFP-Chefin Josette Sheeran nach einem Besuch in den Überschwemmungsgebieten. Die Flutopfer seien "Hunger, Obdachlosigkeit und ihrer Verzweiflung ausgeliefert". UNICEF-Chef Anthony Blake sagte in Islamabad, von der Katastrophe seien fast 8,6 Millionen Kinder betroffen, die nun von Krankheiten bedroht seien.

(APA/AFP)

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