Fassaden wie Schmuckstücke: Mit der Familie Stein (Manzverlag) waren Loos und Kokoschka, der damals die Kinder porträierte, befreundet.
Adolf Loos

Stadtspaziergang: Viel Loos im Ersten

Ohne große Ausstellung, dafür mit zwei charmanten kleineren, geht das Jahr des 150. Geburtstags von Adolf Loos zu Ende. Ein Grund, wenigstens beim Bummeln im Ersten den Blick zu heben und für diesen modernen Vordenker zu schärfen.

Kein anderer Architekt der Moderne hat die „verzwickt kleinliche“ barocke Wiener Innenstadt so geprägt wie Adolf Loos, das muss man sich auf einem Stadtplan erst einmal visualisieren. Dabei sind hier nur Orte genannt, die jeder beim Flanieren aufsuchen kann, an denen man Loos tatsächlich sehen, erfahren kann. Das sind wir ihm schuldig, wurde sein 150. Geburtstag am 10. Dezember doch nachgerade formlos begangen – ohne wesentliche Ausstellung wie sie etwa 2018 in Barcelona stattgefunden hat. Eine solche hätte ihm – vor allem aber uns – nicht schlecht angestanden. Also, gehen wir.


Treffpunkt Stephansdom. Ausgerechnet? Für Loos barg er den „schönsten Innenraum Wiens“. Schließlich erzähle hier jede Generation in ihrer Sprache unsere Geschichte. Um diese Erfahrung zu beschreiben, fehlten selbst Loos die Worte. Also umschrieb er: „Es ist stärker als nach der Fünften von Beethoven. Aber die dauert eine halbe Stunde. St. Stephan braucht dazu eine halbe Minute.“ Von hier sind es nur wenige rasche Schritte bis zur Urzelle aller Loos-Verehrung, seinem Durchbruch 1908, der winzigen „American Bar“ im Kärntner Durchgang 10. Edles Material, Spiegeltricks, enger Eingang in dunkle Höhle, vorzugsweise Männern vorbehalten – hier ist schon alles angelegt, was das Architektur gewordene, durchaus erotische Raumdenken von Loos so speziell macht. Inklusive aller Ambivalenz und Missverständnisse: Denn wenige Fassaden schaffen es, so viel (natürliches) Ornament auf so geringer Fläche zu vereinen. Im selben Jahr entstand sein Vortrag „Ornament und Verbrechen“, in dem er dagegen wetterte, dass Ornamente neu erfunden werden und die Zeit der Handwerker verschwenden.

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