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Musiksalon Nr. 38: So klingt barocke Farbenpracht!

Die Deutsche Grammophon hat sämtliche Aufnahmen auf 97 CDs herausgebracht, die Karl Richter für ihr Label in drei Jahrzehten gemacht hat. Nach Landnahme durch den sogenannten „Originalklang“ galten diese Aufnahmen als rettungslos altmodisch. Heute hört man sie mit anderen Ohren.

Karl Richter war jener Mann, der für eine Generation von Musikfreunden als idealer Interpret für Barock-Musik galt, als einer, der die romantische Spieltradition überwand und  die Partituren von Meistern wie Bach und Händel  seinen Zeitgenossen neu erschlossen hat.

Wie barocke Gemälde

Die Farbenpracht barocker Gemälde schien zu Klingen, wenn er Händels „Feuerwerksmusik“ dirigierte. Vom Diätklang der Originalinstrumenten-Pioniere, die ihm nachfolgten, war bei Richters Münchner Bach Orchester nichts zu hören.

Der Münchner Bach Chor wuchs unter Richters Händen zu einem wunderbaren Ensemble heran, den dazu gehörigen Instrumentalklängen setzten Meistersolisten wie der Flötist Aurèle Nicolet oder der Trompeter Maurice André Glanzlichter auf.

Werke wie Händels „Giulio Cesare in Egitto“ oder das Oratorium „Samson“ erklangen unter Richter erstmals ohne Kürzungen. Die Schallplattenaufnahmen wurden auch deshalb zu Meilensteinen der Barock-Rezeption.

Und die Musik der „Zwischengeneration“, etwa jene der Bach-Söhne, interpretierte Richter mit Temperament: Man konnte hören, dass ein Meister wie Beethoven mit seinem „Schockpotential“ nicht vom Himmel gefallen war. Er begann seine 1. Symphonie mit einer Dissonanz. Gut. Aber bei Carl Philipp Emanuel Bach wissen wir auch nach zwei Minuten einer Symphonie noch nicht genau, in welcher Tonart das Werk eigentlich steht...

So pannt der „Musiksalon“ einen Bogen von Händels „Feuerwerksmusik“ über Ausschnitte aus Bach-Kantaten und einem Symphoniesatz aus einer Symphonie von dessen Sohn Carl Philipp Emanuel bis hin zueinem Beispiel für die Kunst des Organisten Karl Richter, der es schaffte, mit Orgelabenden den Großen Musikvereinssaal zu füllen - und dabei auch in romantischer Musik etwa Franz Liszts „Präludium und Fuge über den Namen BACH“ buchstäblich „alle Register zu ziehen“.

Engelsklang zu Weihnachten

Ein zu allen Jahreszeiten gültiges Hörabenteuer bieten Karl Richters Aufnahmen von Händels „Messias“, für den er gleich zweimal ins Plattenstudio gebeten wurde. Die erste Aufnahme entstand etwa zeitgleich mit der legendären Einspielung von Beethovens „Missa solemnis" durch Herbert von Karajan und darf auf ein ähnlich illustres, wohl nie mehr übertroffenes Solisten-Quartett bauen: Gundula Janowitz, Christa Ludwig, Fritz Wunderlich und Franz Crass singen da - und ich weiß nicht, ob die Verkündigung über den Hirten je wieder so engelhaft geklungen hat wie bei der Janowitz, deren Stimme von Richter mit einem veritablen Strahlenkranz umleuchtet wird, ehe der Bach-Chor das „Gloria in excelsis" anstimmt - übrigens in deutscher Sprache, wie das damals noch allgemein üblich war. man spielte noch den „Messias“, nicht „Messiah“.

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