Coronavirus-Mutation

Österreich verhängt Landeverbot für Flüge aus Großbritannien

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BRITAIN-HEALTH-VIRUS(c) APA/AFP (NIKLAS HALLE´N)
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Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus in Großbritannien verhängt auch Österreich ein Landeverbot. Zuvor hatten die Niederlande Flüge verboten, auch Belgien kappte die Verkehrsverbindungen ins Vereinte Königreich.

Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus auf den britischen Inseln werden Österreich und andere EU-Länder Landeverbote für Flüge aus Großbritannien aussprechen. Das kündigten am Sonntag Gesundheitsministerium und Außenministerium an. "Rasche Maßnahmen sind in dieser gefährlichen Situation das Gebot der Stunde", ließ Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) wissen, Österreich werde daher ein Landeverbot für alle Flüge aus Großbritannien verhängen. Zuvor hatten die Niederlande Flüge aus Großbritannien verboten, auch Belgien kappte die Verkehrsverbindungen ins Vereinte Königreich.

"Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass diese gefährliche Virus-Mutation zu uns eingeschleppt wird", argumentierte Schallenberg. "Wir haben Großbritannien bereits darüber informiert, dass wir zum Schutz unserer Bevölkerung diese einschneidende Maßnahme treffen müssen. Auch andere europäische Länder, wie die Niederlande, Belgien und Italien, haben heute bereits ähnliche Schritte gesetzt. Die Mutation zeigt die große Gefahr, die weiterhin von diesem Virus ausgeht."

Für die neue Maßnahme ist als rechtliche Grundlage eine Verordnung notwendig. Diese werde gerade erarbeitet, hieß es am späten Sonntagnachmittag im Gesundheitsministerium. Derzeit gebe es bereits strenge Auflagen, war dort bereits zuvor betont worden: Großbritannien wird als Staat mit erhöhtem Infektionsrisiko angesehen, weshalb für Einreisende eine Quarantänepflicht gilt. Ein Freitesten aus der zehntägigen Quarantäne ist frühestens nach dem fünften Tag möglich.

Niederlande kappen Verbindungen

Die Niederlande waren Sonntag früh die ersten gewesen, die entsprechende Maßnahmen ergriffen und zunächst bis zum 1. Jänner ein Verbot des Flugverkehrs mit Passagieren aus dem Vereinigten Königreich ausgesprochen hatten. Auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol kam es am Sonntag zu Ausfällen von Verbindungen von und nach London, wie der internationale Flughafen am Sonntag auf seiner Internetseite mitteilte. Schiphol ist ein wichtiges Drehkreuz in Westeuropa.

Die niederländische Regierung begründete ihren Schritt mit einer Empfehlung des Instituts für Umwelt und Gesundheit RIVM, die Einschleppung dieses Virusstammes aus dem Vereinigten Königreich so weit wie möglich zu begrenzen, indem die Reisebewegungen aus dem Vereinigten Königreich so weit wie möglich eingeschränkt oder kontrolliert würden.

Bereits Anfang Dezember sei bei einer Stichprobe in den Niederlanden ein Virus mit der im Vereinigten Königreich beschriebenen Variante identifiziert worden, hieß es weiter. Nach der Meldung aus Großbritannien werde dieser Fall weiter untersucht und geprüft, wer betroffen sei, wie es zu der Infektion gekommen sei und ob verwandte Fälle bekannt seien.

Auch Belgien kappt Verbindungen

Auch Belgien kappt die Flug- und Zugverbindungen aus Großbritannien ab Mitternacht, kündigte ein Regierungsvertreter in Brüssel am Sonntag an. Regierungschef Alexander De Croo sagte im Fernsehsender VRT, die Aussetzung der Flug- und Zugverbindungen werde für mindestens 24 Stunden gelten.

Der italienische Außenminister Luigi di Maio erklärte in einem Facebook-Post: "Als Regierung haben wir die Pflicht, die Italiener zu schützen." Deswegen sei man dabei, Das Landeverbot zusammen mit dem Gesundheitsministerium umzusetzen. Man habe die britische Regierung bereits informiert.

Auch Deutschland stellt Flugverkehr ein

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen und Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, erörterten in einem Telefonat die neue Corona-Lage in England. Nach Angaben aus Elysée-Kreisen sei im Mittelpunkt der Gespräche am Sonntag ein gemeinsames Vorgehen angesichts der dort aufgetretenen neuen Variante des Coronavirus gestanden. Macron hat noch für Sonntagabend einen Verteidigungsrat einberufen.

In Deutschland sind Landungen aus Großbritannien ab Mitternacht untersagt, wie aus einer Verfügung des Verkehrsministeriums hervorgeht. Ausgenommen sind demnach reine Frachtflüge, Flüge mit medizinischem Personal oder wenn Maschinen nur mit Crews an Bord nach Deutschland zurückkehren wollen. Auch Bulgarien kündigte ähnliche Maßnahmen an.

Griechenland verlängerte die Quarantänepflicht für Reisende aus Großbritannien. Statt bisher drei Tage müssen sich ab Montag um 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 MEZ) alle Reisenden aus Großbritannien nach Griechenland für eine Woche in Quarantäne begeben. Für Reisende aus anderen Staaten bleibt die dreitägige Quarantänepflicht bestehen. Dies teilte die Zivilschutzbehörde am Sonntagabend in Athen mit. Zudem müssen alle Reisenden nach Griechenland einen Corona-Schnelltest nach ihrer Ankunft machen. Die Kosten übernimmt der griechische Staat. Sie müssen auch einen negativen PCR-Coronatest vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Schottland verstärkt Kontrollen

Die schottische Polizei verstärkte ihre Kontrollen. "Heute habe ich die Verdoppelung unserer Präsenz in den schottischen Grenzgebieten genehmigt", sagte Polizeichef Iain Livingstone. "Gut sichtbare Patrouillen" sollten jeden abschrecken, der erwäge, gegen die Reisebeschränkungen zu verstoßen.

Checkpoints oder andere Kontrollstellen werde es aber nicht geben, betonte Livingstone. Regierungschefin Nicola Sturgeon hat ein striktes Reiseverbot zwischen Schottland und den übrigen britischen Landesteilen verhängt. Einzelne Fälle der Virus-Mutation wurden auch aus Schottland und Wales gemeldet. Die hoch ansteckende Corona-Variante breitet sich vor allem in London und anderen Gegenden in Südostengland rasch aus. Dort gelten seit Sonntag weitreichende Ausgangs- und Reisesperren.

Neuer Shutdown für GB

Wegen der raschen Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus in Großbritannien hatte die britische Regierung einen neuen Shutdown u.a. für die Hauptstadt London verhängt.

Die kürzlich entdeckte Variante sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, sagte Premierminister Boris Johnson am Samstag. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.

(APA/dpa/AFP)

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