Morgenglosse

Warum Skilifte wichtiger sind als Bundesgärten

„Auch draußen lauert die Gefahr einer Ansteckung.“
„Auch draußen lauert die Gefahr einer Ansteckung.“APA/BARBARA GINDL
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Wenn Machtkalkül über sachliche Argumente triumphiert.

Das ist grob fahrlässig. „Auch draußen lauert die Gefahr einer Ansteckung.“ Das sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger – nein, nicht über die Öffnung der Skigebiete, sondern das war ihre Begründung, warum die Bundesgärten im Frühjahr geschlossen bleiben mussten. Zum Skifahren sagt sie: „Das Virus verbreitet sich nicht auf Skipisten, sondern vor allem auch in geschlossenen Innenräumen.“

Gibt es eine Logik hinter den unterschiedlichen Aussagen? Selbstverständlich! Es ist die Logik der Macht: Erholungssuchende Wiener spielten in dem Kalkül keine Rolle, die Tourismuswirtschaft und die mit dieser eng verbundenen ÖVP-Landeshauptleute aber sehr wohl. Dem Vernehmen nach wollte Bundeskanzler Sebastian Kurz auch die Skilifte während des harten Lockdowns sperren. Im parteiinternen Machtgefüge stieß er angesichts der Interessen der Landesfürsten aber an seine Grenzen.

Genau das ist aber das Problem: Wenn Entscheidungen so offensichtlich nicht nach sachlichen Kriterien getroffen werden, sondern nach machtpolitischem Kalkül, dann schwindet auch die Akzeptanz für all die Einschränkungen, die der Bevölkerung auferlegt werden. Und Akzeptanz ist wichtiger, als die Durchsetzung von Anordnungen mit Zwangsmaßnahmen. Das gilt auch für die kommenden Impfungen.

martin.fritzl@diepresse.com

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2020)

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