Pizzicato

Paulchens Winterreise

Paul McCartney hat im Schrank gestöbert und ein Album hervorgezaubert, das zur Wintersonnenwende die Stimmung auf der Insel aufhellt.

Immer wieder erstaunlich, was beim Zusammenräumen, zumal in finsteren Zeiten, ans Tageslicht kommt: vergilbte Fotos, vergessen geglaubte Briefe, alte Geldscheine, die von Geschichte und Geschichten künden. Im Fall von Paul McCartney, der sich im Zuge des Lockdowns – den der jugendliche Sir Paul flott in „Rockdown“ umtaufte – in sein Landhaus im englischen Sussex zurückgezogen hatte, waren es Manuskripte und Songtexte.

Abgelegt im Schrank hatten sie quasi auf ihre Wiederentdeckung gewartet.
Kreative Köpfe und Alt-Rocker aus der Risikogruppe, allen voran Bob Dylan, nutzten die Coronakrise zum x-ten Revival – nach dem weisen Motto: Lass' keine Krise ungenutzt verstreichen. Also ging der inzwischen leicht ergraute Ex-Pilzkopf, der die selbst definierte Schwelle von 64 schon lang überschritten hat, ans Werk.

Heraus kam ein Opus mit dem wenig originellen Titel „McCartney III“. Sein sonniges Gemüt hat er sich für die Winterreise indessen bewahrt, die die Landsleute rechtzeitig vor Weihnachten und zur Wintersonnenwende aus der Depression reißt. Alle, die – wie in einem Brexit-Menetekel – auf der Insel festsitzen, abgeschottet und isoliert von der Welt, muntert das ewige Paulchen auf und animiert zum Träumen: In „Winterbird“ singt er: „When summer's gone, we'll fly away and find the sun, when winter comes.“

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