Wien: Transsexueller Lehrer darf unterrichten

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Der Informatiklehrer steht künftig in Frauenkleidern vor der Klasse. Nach Protesten der Eltern bietet die Schule Begleitmaßnahmen an: Schüler und Lehrer bekommen Informationen und Ansprechpartner.

Die Ankündigung eines Wiener Informatiklehrers, mit Beginn des neuen Schuljahres am 6. September in Frauenkleidern und unter dem Namen Andrea unterrichten zu wollen, hat an der HTL Spengergasse in Wien-Margareten für Aufruhr gesorgt. Nach einem Krisengespräch im Unterrichtsministerium scheinen die Wogen nun vorerst geglättet: HTL-Direktor Wolfgang Hickel und Ministerium haben sich darauf geeinigt, dass es für Schüler, Eltern und Lehrer begleitende Maßnahmen geben wird, um Konflikte zu verhindern.

Damit scheint auch der Vorsitzende des Elternvereins, Dietmar Doubek, zufrieden: Man habe nicht prinzipielle Vorbehalte dagegen, dass ein Mann sich entschließt, als Frau zu leben. "Wenn es begleitende Maßnahmen gibt, ist alles in Ordnung und wir haben uns alle lieb. Ein herzliches Willkommen an unsere neue Lehrkraft", sagte Doubek.

Info für Schüler und Lehrer

Schüler und Lehrer sollen ab Beginn des Schuljahres intensiv über die Veränderung des Lehrers informiert werden. Das soll einerseits bei einer Informationsveranstaltung passieren, andererseits soll der Direktor in den ersten Unterrichtsstunden des transsexuellen Lehrers anwesend sein, die Schüler informieren und Fragen beantworten. Transsexualität werde auch im Fach "Personal- und Sozialkompetenz" in den Unterricht einfließen, heißt es aus dem Ministerium.

Die Kollegen sollen sich bei der Eröffnungskonferenz ebenfalls mit dem Thema beschäftigen. Zusätzlich werde es eine Service-Telefonnummer für Schüler und Lehrer geben, die Fragen zu oder Probleme mit der Transsexualität des Pädagogen haben.

Transsexualität per Brief verkündet

Der Lehrer hatte seinen Kollegen vor den Sommerferien in einem Brief mitgeteilt, dass er künftig als Frau zur Schule kommen werde. Der Elternverein der Schule hat daraufhin zunächst beim Unterrichtsministerium dagegen protestiert und zuletzt einen Anwalt eingeschaltet. Dieser forderte das Ministerium auf, dem Pädagogen vorerst die Lehrtätigkeit zu untersagen, "solange dieser sich nicht nachweislich erfolgreich den allgemein anerkannten Behandlungsprozessen von Transsexuellen in Österreich unterzogen hat und eine geistige und seelische Gefährdung des Wohles der Schüler nach deren Persönlichkeit und Bedürfnissen und den Lebensverhältnissen der Eltern (sic!) ausgeschlossen ist".

Dass der Lehrer unterrichten darf, steht für das Ministerium indes außer Frage. Dort verweist man auf das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Entscheidungen der Höchstgerichte zu Transsexualität.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) und die SP-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) zeigten sich solidarisch mit dem transsexuellen Lehrer. "Das Ausleben der eigenen Sexualität ist ein Menschenrecht", so die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer in einer Aussendung. FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz fordert unterdessen weiterhin, dass der Lehrer nicht als Frau unterrichten dürfe, bis seine Geschlechtsänderung auch gesetzlich anerkannt sei. "Nur weil man sich alt fühlt, kann man ja auch nicht in Pension gehen."

(APA)

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