Lichtgestaltung

Die Spielarten von hell bis dunkel

(c) EINWALLER
  • Drucken

Gute Beleuchtung sorgt nicht nur für gute Sicht, sie spielt auch mit der Architektur, setzt Akzente, definiert Räume – und hilft in der dunklen Jahreszeit dabei, sich geistig und körperlich wohlzufühlen.

Der Einfall von Sonnenlicht hat die Architektur seit Menschengedenken beeinflusst“, erzählt Merit Einwaller, Geschäftsführerin von Alta Luce Beleuchtungen. „Es ist ein zentrales Thema, sei es in der bewussten Schaffung von ,göttlichen‘ Effekten in Kirchen und Tempeln, sei es in der Licht- und Schattenwirkung von Obelisken und Denkmälern.“

Auch in der modernen Architektur hat das Licht nichts von seiner Bedeutung eingebüßt, weiß Christian Bartenbach, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, das in Forschung und Entwicklung ebenso wie Lichtplanung tätig ist. „Ich möchte hier Professor Dietmar Eberle zitieren, denn er bringt es auf den Punkt: Die Architektur hat nur drei Möglichkeiten, sich auszudrücken: die Geometrie, die Materialität und das Licht. Damit muss sie ihre Geschichten erzählen.“ Was hoch philosophisch klingt, ist doch Teil jedes Haushalts – und sollte sehr genau überlegt sein.

Möglichst früh planen

Im Bau- oder Renovierungsprozess sollte man gleich zu Beginn überlegen, welcher Raum wofür genutzt werden soll, wie die Möbel arrangiert werden – denn danach richten sich die Positionen von Stromquellen, Lichtauslässen, Oberlichten sowie Fenstern oder auch die Implementierung eines Smart-Home-Systems. „Bei Beton müssen die Auslässe punktgenau sitzen, bei Einbauleuchten entsprechende Dosen verbaut werden“, beschreibt Cathrin Dörfler-Rampf, Geschäftsführerin von Design Rampf, die vielen Faktoren, die hier eine Rolle spielen. „Bei abgehängten Decken oder Rigipswänden kann man in der Regel Auslässe anpassen, bei Einbauleuchten ist wichtig, wie viel Hohlraum zur Verfügung steht.“ Auch Wand- oder Deckenkühlung spielt eine Rolle. Bei einem Smart Home müssen elektronische Bauteile der Leuchten mitunter extern untergebracht werden.

Das richtige Zusammenspiel

Grundsätzlich erzielt man die schönste – und sinnvollste – Beleuchtung, wenn mehrere Lichtquellen zusammenspielen, sind sich die Experten einig, mit einer Kombination aus direktem und indirektem Licht. „Indirektes Licht wird reflektiert, etwa von Wand oder Decke, und ist daher kontrastarm, entspiegelt“, erklärt Dörfler-Rampf. „Direktes Licht bringt die Helligkeit ohne Umwege dorthin, wo ich sie haben möchte. Damit kann ich gezielt ausleuchten, aber auch gestalten.“ Dadurch könne sich ein Raum verschieden darstellen lassen, weiß Dörfler-Rampf: „Ich kann optische Tiefe erzeugen, indem ich beispielsweise eine Wand, eine Nische anleuchte. Oder ich kann einen Raum höher wirken lassen, indem ich ihn indirekt gleichmäßig mit Licht flute.“ Mit Licht können auch bewusst Elemente im Raum hervorgehoben werden, etwa Gemälde, Skulpturen oder Einrichtungsstücke.

Ganz praktisch sollte man überlegen, wann und was man möglichst gut sehen sollte – und wo man mit Stimmungsbeleuchtung arbeiten kann. „Im Wesentlichen sprechen wir vom ,Infeld‘ und vom ,Umfeld‘“, bezeichnet Bartenbach die beiden Bereiche. „Das Infeld bezieht sich auf den Ort der eigentlichen Tätigkeit und Aufmerksamkeit: Ess- oder Bürotisch, Arbeitsfläche in der Küche, Lesebereich und so weiter.“ Das Umfeld bezieht sich auf den restlichen Raum und Begrenzungsflächen: Decke, Boden, Wände und Ähnliches. Alle Bereiche müssen in der Helligkeit aufeinander abgestimmt werden. Das Infeld sollte den größten Helligkeitsanteil erhalten, das Umfeld weniger, etwa im Verhältnis 3:1.

Gesundheitsfaktor

Neben der Beleuchtung spielt Licht auch für die Gesundheit eine große Rolle. Derzeit verbringt man bis zu 90 Prozent des Tages innerhalb von Räumen, dazu herrscht auch draußen oft tagelang Hochnebel – auf Dauer führt das zu einem spürbaren Lichtmangel. „Um den zu kompensieren, kann tageslichtähnliches Licht, besonders am Vormittag, helfen, munterer zu sein, und auch, einer Winterdepression vorzubeugen“, weiß Bartenbach. Über den Tag sollte man sich nach Möglichkeit nach dem natürlichen Tageslichtrhythmus richten. „Am Abend und in der Nacht ist es wichtig, dass der Blauanteil im Spektrum reduziert wird, damit das Hormon Melatonin nicht unterdrückt wird. Lichtquellen (LEDs) mit einem Spektrum ähnlich dem Feuerlicht sind dabei zu bevorzugen“, so Bartenbach. So komme man auch durch den trübsten Winter.

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Was Sie beachten sollten beim . . . Lichtkonzept

Farbtemperatur. Ob Licht als eher kalt oder warm empfunden wird, wird in Kelvin (K) gemessen – je höher die Zahl, desto kühler das Licht. Je nach Tätigkeit oder Umfeld sollte man das bewusst einsetzen, empfiehlt Cathrin Dörfler-Rampf: „Im privaten Bereich greift man üblicherweise zu wärmerem Licht, im Office können kühlere Lichtfarben – ab 3000 K – zum Einsatz kommen.“

Helligkeit. Wo soll es wie hell sein? Experten sprechen von „Infeld“ für besonders gute Sicht durch starke Helligkeit an Arbeitsplätzen oder in der Küche und „Umfeld“ für Bereiche wie Decken, Boden, Wände, in denen es eher um Stimmungslicht oder spezielle Akzente geht. Das Verhältnis sollte rund 3:1 betragen, die hellsten Orte also dreimal so hell sein wie die dunkleren.

Biorythmus. „Wenn du es dir aussuchen kannst, dann lebe mit dem Sonnenstand, sodass du die Tageszeiten erleben kannst“, rät Beleuchtungsexpertin Merit Einwaller, „Schlafzimmer mit Morgenlicht, Wohnraum mit Abendlicht vom Westen. Dann kann man den natürlichen Lauf am besten nützen und im entsprechenden Energiefluss mitschwingen.“

Mehr Tipps für Ihre persönlichen Finanzen:
www.diepresse.com/meingeld

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.