Interview

Woher unser Urvertrauen kommt

Das Gefühl für Geborgenheit hat viel mit sicheren Bindungen zu Bezugspersonen zu tun.
Das Gefühl für Geborgenheit hat viel mit sicheren Bindungen zu Bezugspersonen zu tun.(c) Getty Images (AleksandarNakic)
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Dass wir uns geborgen fühlen können, hängt stark damit zusammen, ob wir von klein auf ein Vertrauen in uns und die Welt aufbauen konnten. Psychologin Stefanie Höhl erklärt, was es dazu braucht

Geborgenheit hat viel mit Urvertrauen zu tun. Aber woher kommt unser Urvertrauen, wie entsteht es?

Stefanie Höhl: Der wichtigste Faktor für das, was man Urvertrauen nennt, ist es, eine sichere Bindung zu Bezugspersonen aufzubauen. Das kann eine zentrale Bezugsperson sein oder auch mehrere. Das ist nicht entscheidend, aber es muss mindestens eine Person da sein, die verlässlich und mit Sensibilität auf das Kind reagiert und seine Bedürfnisse erfüllt. Besonders ganz am Anfang ist das wichtig, wo Kinder noch sehr hilflos sind. Ein Kind, das gestresst, übermüdet oder überreizt ist, hat wenig Möglichkeiten, sich zu regulieren. Es ist stark darauf angewiesen, dass seine Bezugspersonen auf es eingehen, es beruhigen und im Laufe der Entwicklung auch dazu hinführen, dass es sich selbst beruhigen kann.


Das beginnt vom ersten Tag an?

Ja. Neugeborene kann man nicht verwöhnen, wie das früher zum Teil postuliert wurde. Die Angst, dass man das Kind verwöhnt, wenn man auf jeden Schrei reagiert, ist unbegründet. Es ist ein Prozess, der von einer starken Abhängigkeit ausgeht, aber das Ziel hat, dass das Kind irgendwann in der Lage ist, selbst Strategien oder Verhaltensweisen auszuführen, um sich zu beruhigen. Wir alle kennen Trotzphasen zwischen zwei, drei, vier Jahren, wo es Kinder schwer haben, aber da müssen sie durch. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt dahin, dass sie sich selbst beruhigen können.

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