Eingang zur Geburtskirche in Bethlehem, errichtet vor 335 n. Chr. unter Kaiser Konstantin, angeblich an der Stelle eines von Kaiser Hadrian errichteten Adonis-Heiligtums.
Höhle

„Wo einst das Christuskind schrie“ 

In der Ostkirche spielt sich Weihnachten in einer Höhle ab. Wieso wird Göttern oft eine Höhlengeburt attestiert? Was fand Mozart in einer Wiener Grotte? Und waren unsere Ahnen wirklich Höhlenmenschen? Eine troglodytische Spurensuche.

In einer Höhle ist man geborgen, sie birgt einen, umfängt einen fast völlig. Man ist sicher in ihr, die Außenwelt kann einem nichts anhaben, zugleich ist man von dieser abgeschlossen, eingeschlossen, von Klaustrophobie bedroht. So verkörpert die Höhle perfekt das Leitthema dieser „Presse“-Ausgabe, Geborgenheit, in ihrer ganzen Ambivalenz. Die besonders in Ausnahmesituationen des Eingeschlossenseins augenfällig wird, im Lockdown, in der Quarantäne: Der Rückzug, der in normalen Zeiten erholsam wirkt, wird beängstigend, das Heimelige wird unheimlich, die Höhle zur Hölle.

Sigmund Freud hat dieses doppelte Gesicht des Unheimlichen in einem eigenen Aufsatz behandelt, und man muss kein Freudianer sein, um zuzustimmen: Der Mutterleib ist das erste Heim – die „alte Heimat des Menschenkindes“, nannte ihn Freud – und zugleich das Urbild einer Höhle. In dieser Leibeshöhle ist man geborgen, bis man aus ihr geboren wird.

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