Die Pandemie wurde zur Belastungsprobe für Österreichs Stromnetz. Das Netz hielt. Doch diese Sicherheit müssen die Österreicher immer teurer bezahlen. Um den Ausbau der Erneuerbaren zu schultern, muss das System neu gedacht werden.
Es ist schon eine Weile her, dass in ganz Österreich kein Strom aus der Steckdose gekommen ist. Vor fast einem halben Jahrhundert, am 13. April 1976, zerstörte ein Waldbrand in der Nähe von Frankfurt einen Schalter in einem nahe gelegenen Umspannwerk. 13 Minuten später war ganz Österreich ohne Strom. Allerdings: In der „Rekordzeit von einer Stunde und fünf Minuten“ war das Stromnetz wieder aufgebaut, schrieb die „Arbeiter-Zeitung“ damals. Es war der letzte große Blackout, den das Land erlebt hat. Wenig fließt so verlässlich wie Österreichs Strom. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert. Aber knapp war es schon.
„Corona war ein Stresstest für unsere Netze“, sagt Gerhard Christiner. Gerade während des ersten Lockdowns im Frühling war die Unsicherheit in ganz Europa enorm, erinnert sich der Technikvorstand des Übertragungsnetzbetreibers APG. Wo in Europas Stromnetz werden die ersten Kraftwerke ausfallen? Und noch viel drängender: Wo bricht die Nachfrage weg? Denn um eine stabile Versorgung zu gewährleisten, muss in jeder Sekunde exakt so viel Strom produziert werden, wie auch gebraucht wird. „Bricht der Verbrauch plötzlich ein, ist das genauso gefährlich, als wenn Kraftwerke ausfallen“, sagt Christiner.