Kommentar

Ein Weihnachtswunder für den Brexit

Boris Johnson und Ursula von der Leyen verhandelten am 9. Dezember persönlich in Brüssel beim Abendessen.
Boris Johnson und Ursula von der Leyen verhandelten am 9. Dezember persönlich in Brüssel beim Abendessen.APA/AFP/POOL/OLIVIER HOSLET
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Es war wohl eher Pragmatismus als ein Wunder, dass es im letzten Moment zur Annäherung EU - Großbritannien kam. Angesichts der Emotionalisierung in der britischen Politik mögen Weihnachten und Covid aber eine Rolle gespielt haben.

Boris Johnson hätte den Weihnachtsbaum in Downing Street 10 schmücken und Ursula von der Leyen einen Kuchen für ihre vielen Kinder backen können. Aber sie wollten offenbar etwas hinter sich bringen. Deshalb bemühten sich der britische Premier und die EU-Kommissionschefin am 24. Dezember noch einmal, ein Post-Brexit-Abkommen zu erreichen, über das viele Monate verhandelt wurde. Ein Weihnachtswunder? Wohl eher nicht.

Beide Seiten hätten verloren, wenn Großbritannien mit 31. Dezember aus dem europäischen Binnenmarkt ohne Handelsabkommen ausgeschieden wäre. Es ist reiner Pragmatismus, der durch die tiefen Emotionen politischer Stimmungsmache gezogen wurde, um dann am Ende als solcher wieder aufzutauchen. Die britische Seite hat letztlich ihren absoluten Souveränitätsanspruch aufgegeben und EU-Wettbewerbsregeln akzeptiert. Sie hat auch bei der Fischerei in den eigenen Hoheitsgewässern einen Kompromiss akzeptiert. Selbst wenn Boris Johnson das als Sieg verkauft, es war eine Abkehr von den einstigen roten Linien der britischen Verhandler.

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