Lager in Griechenland

Van der Bellen und Schönborn appellieren, Flüchtlinge aufzunehmen

Ein Bild aus dem Flüchtlingslager in Kara Tepe auf der griechischen Lesbos vom 19. Dezember.
Ein Bild aus dem Flüchtlingslager in Kara Tepe auf der griechischen Lesbos vom 19. Dezember.APA/AFP/ANTHI PAZIANOU
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Bei der "Licht ins Dunkel"-Sendung sprach sich der Bundespräsident dafür aus, „jetzt etwas zu tun". Der Kardinal betonte: "Menschlichkeit muss das letzte Wort haben."

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kardinal Christoph Schönborn haben am Heiligen Abend ihre Appell zur Aufnahme von Flüchtlingen aus den griechischen Lagern eindringlich bekräftigt. In der ORF-Sendung "Licht ins Dunkel" riefen das Staatsoberhaupt und der Wiener Erzbischof zu "erster Hilfe" bzw. zu "Menschlichkeit" auf.

In den griechischen Lagern herrsche eine derartige Notsituation, "die nach erster Hilfe ruft", sagte Van der Bellen. Er rief dazu auf, vor allem für Kinder jetzt ein Zeichen zu setzen und erinnerte daran, dass diese "im Dreck hausen" und die Zustände für Europa unwürdig seien. Die Lösung der großen Fragen, wie der Migrationspolitik, würde Wochen und Monate dauern, deshalb müsse man jetzt etwas tun.

Aufruf zu Optimismus

Die Österreicher rief der Bundespräsident zu Optimismus auf. Mit Mut und Zuversicht komme man besser durchs Leben. Das sehe man auch bei der Corona-Pandemie ganz gut. Man habe gelernt mit Masken und ohne Handschlag zu leben. Früher als zunächst erwartet gebe es nun aber schon einen Impfstoff. Das zeige, es passieren Dinge, die einen mit Zuversicht erfüllen, meinte Van der Bellen.

Schönborn sagte zu den Flüchtlingen in den griechischen Camps, "das Schlimme" sei, dass diese Menschen "Teil eines politischen Spiels" geworden seien. Er verstehe, dass sich die Regierung schwer tue, aber die Politik dürfe nicht das letzte Wort haben, sondern "die Menschlichkeit". Der Wiener Erzbischof rief dazu auf, sich in die konkrete Situation der Menschen hineinzudenken, die unter unwürdigen Bedingungen leben und plädierte auch für europäische Lösungen. Europa müsse sagen, dass so etwas auf europäischem Boden nicht stattfinden dürfe.

Als Weihnachtsbotschaft formulierte der Kardinal, dass Gott sich auf diese Welt eingelassen habe und die Welt deshalb nicht verloren sei, auch nicht in Zeiten der Corona-Pandemie. In diesem Zusammenhang verwies Schönborn darauf, dass Angst kein guter Berater sei. Die große Lebensweisheit aller Religionen sei "das Heute". Man könne nicht garantieren, dass man morgen noch lebe. Das habe er im Vorjahr mit seiner Krankheit auch am eigenen Leib erfahren, als er nur knapp am Tod vorbei geschrammt sei.

Religionsgemeinschaften „Stimme der Vernunft"

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ümit Vural, betonte, dass die Religionsgemeinschaften eine "Stimme der Vernunft" seien und für den Zusammenhalt stünden. Nach dem Terroranschlag in Wien habe die Republik und die Gesellschaft mit mehr Zusammenhalt richtig reagiert. Vural dankte in diesem Zusammenhang Schönborn dafür, dass er nach dem Anschlag die Religionsgemeinschaft versammelt habe. Diese Zusammenarbeit komme auch bei den Menschen gut an. Den Wert des Zusammenhaltes und der Solidarität in der Gemeinschaft in dieser Zeit betonten auch Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Nikolaus Rappert. Der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, sah in dieser schwierigen Zeit auch etwas Positives, nämlich die Möglichkeit kennenzulernen, was Leben wirklich bedeutet.

Ein Aufruf zur Hilfe für Geflüchtete in den griechischen Lagern kam auch vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Auch er erinnerte daran, dass die Menschen und auch Kinder dort unter ganz furchtbaren Umständen leben. Ludwig betonte, dass Weihnachten das Fest des Friedens und der Familie sei und sagte, dass Jesus Christus dazu aufrufen würde zu helfen.

(APA)

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