Quergeschrieben

Die Wahrheit abseits der Schlagzeilen

Jahresrückblicke zeigen, dass die mediale Welt nur bedingt Realität wiedergibt. Selbstreflexion täte not.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Medien genießen derzeit eine hohe Aufmerksamkeit. Sie sind in einer Krisenzeit besonders wichtig für die Information, haben daher aber auch eine große Verantwortung. Journalisten arbeiten nach bestimmten Regeln: Aus der Fülle an Informationen treffen sie eine Auswahl, setzen Schwerpunkte und gewichten Themen. Diese Vorauswahl soll es den Konsumenten erleichtern, Geschehnisse einzuordnen, beeinflusst aber die Wahrnehmung und die Meinungsbildung der Leser und Zuseher – und die der Politik. So entsteht der Eindruck, dass Dinge, die nicht oder nur als Randnotiz vorkommen, weniger oder nicht relevant sind. Es besteht natürlich die Gefahr, dass falsch gewichtet und ausgewählt wird. Dann sind Leser und Seher nicht in der Lage, die Dinge richtig einzuordnen und sich ein umfassendes Bild zu machen.

Besonders problematisch ist es, wenn wesentliche Zusatzinformationen weggelassen werden. So etwa kursierte kürzlich die Meldung, dass Indien zehn Millionen Corona-Infektionen verzeichne und auf Platz zwei hinter den USA rangiere. Dies wirkte auf ersten Blick schockierend. Weggelassen wurde allerdings der Bezugsrahmen, nämlich dass in Indien 1,3 Milliarden Menschen leben, viermal so viele wie in den USA, und dass die Infektionen seit September stark rückläufig sind. Keine Erwähnung fanden die sehr niedrigen Todeszahlen, trotz schlechter medizinischer Infrastruktur. Mit diesen Zusatzinformationen wird aus einer Horrormeldung eine gute Nachricht.

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