Kolumne zum Tag

Wenn einem beim Wort Vakzin das Geimpfte aufgeht

Der Begriff „Impfung“ hat nichts mit Kühen zu tun, sondern mit Pflanzen.
Der Begriff „Impfung“ hat nichts mit Kühen zu tun, sondern mit Pflanzen.(c) via REUTERS (HENDRIK SCHMIDT)
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Am Anfang des Vakzins stand die Kuh, während die Impfung aus dem Pflanzenreich kommt.

Natürlich kann man alles komplizierter als nötig machen und statt des simplen Begriffs „Impfstoff“ ein Fremdwort verwenden. Gut, sagen wir halt Vakzin dazu. Das kommt aus dem Lateinischen und leitet sich ab von vaccinus – „von Kühen stammend“. Kühe? Nun, wie so oft verbergen sich hinter schön klingenden Fremdwörtern ganz banale Dinge. In diesem Fall experimentierte der britische Arzt Edward Jenner 1796 damit, dass er einen Buben mit den – für Menschen leicht verlaufenden – Kuhpocken infizierte. Damit war der Kleine gegen die – viel gefährlicheren – Pocken immun. Und der Begriff „Vaccine“ für einen solcherart immunisierenden Stoff war geboren. Warum er jetzt rund um Covid-19 eine derartige Renaissance erlebt? Gute Frage, möglicherweise spielt Vaccine aus dem Englischen da eine Rolle, dass das Vakzin wieder ausgegraben wurde.

Der Begriff „Impfung“ hat übrigens nichts mit Kühen zu tun, sondern mit Pflanzen. Aus dem griechischen „emphyteúō“ („ich pflanze ein, pfropfe auf“) entwickelte sich „impfen“ im Deutschen zu einem Begriff für veredeln (pfropfen), ehe es im 18. Jahrhundert auch auf die Schutzimpfung von Menschen übertragen wurde. Und auch den Impfling gab es damals schon, gemeint war damit zunächst ein junger Pflanzenzweig, der derart veredelt werden sollte. Auch hier kam es zu einer Übertragung, zunächst auf Kinder, denen man etwas im Sinne von beibringen einimpft, schließlich auch für all jene, die mit einem Impfstoff behandelt werden.

Die Endung „ling“, wie ein Leser amüsiert anmerkt, werde übrigens meist mit etwas Kleinem verbunden, von Däumling bis Firmling – was bei den ersten Corona-Impfungen für vorwiegend ältere Impflinge komisch wirke. Gut möglich, dass dabei so manchem das Geimpfte aufgeht – nur wo diese Redewendung herkommt, ist wieder eine andere Geschichte. Vorschläge?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2020)

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