Gedankenlese

Wenn der Katholizismus mit der Staatsmacht packelt

Polens katholische Kirche hat sich auf Gedeih und Verderb mit der rechtskonservativen Regierungspartei verbündet.

Es war vielleicht die beste Zeit für die katholische Kirche Polens – die viereinhalb Jahrzehnte, als die Kommunisten das Land regierten. Gewiss, die Kirche wurde verfolgt, das KP-Regime versuchte sie zu kontrollieren und ihre Aktivitäten einzuschränken. Dennoch wurden ihre Botschaften gehört, und der Klerus genoss nicht nur unter den Gläubigen hohes Ansehen, weil die Kirche auch als Schutzmantel für die antikommunistische Opposition fungierte. Dabei knüpfte sie an die jahrhundertealte Tradition, in dunkelsten Zeiten der Unterdrückung und der Eliminierung des polnischen Staats durch ausländische Mächte für das Überleben des Polentums zu sorgen, an. Auch außerhalb des Landes erfuhr Polens Kirche höchsten Respekt, zumal aus ihren Reihen mit Johannes Paul II. auch einer der großen Päpste der Neuzeit kam.

Dieser Glanz ließ leicht übersehen, dass der polnische Katholizismus im Grunde erzkonservativ und zutiefst ländlich geprägt ist, nationalistisch angehaucht, antiliberal, reformresistent; genauso wie vor wenigen Jahrzehnten noch der Katholizismus in Irland und Spanien, wo die Kirche inzwischen ihre Dominanz in der Gesellschaft und Leitfunktion im Alltag verloren hat. Polens Kirche leistet nach wie vor erbittert Widerstand gegen den Vormarsch des Laizismus. Und sie tut dies, indem sie sich auf Gedeih und Verderb mit der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) verbündet.

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