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Mindestens sieben Todesopfer bei Erdbeben in Kroatien

Earthquake strikes near Zagreb
Earthquake strikes near Zagreb(c) REUTERS (ANTONIO BRONIC)
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Das Erdbeben, das zweite in Folge, war auch stark außerhalb der Landesgrenzen zu spüren - in Italien, aber auch in Österreich. Mit bisher 69 Beben waren 2020 hierzulande deutlich mehr Beben in Österreich spürbar als normalerweise. Das slowenische AKW Krško wurde vorübergehend abgeschaltet.

Ein Beben der Stärke 6.4 auf der Richterskala ist am Dienstag unweit von Zagreb registriert worden. Das Zentrum des Bebens lag in einer Tiefe von zehn Kilometern, berichteten italienische Medien. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) registrierte um 12.19 Uhr einen Erdstoß der Magnitude 6,1 im Raum Sisak. Wie am Abend bekannt wurde, gibt es mindestens sieben Todesopfer.

Das Erdbeben hat schwere Schäden angerichtet: In der Stadt Petrinja, die etwa drei Kilometer von Zentrum des Bebens entfernt liegt, sind mehrere Häuser eingestürzt. Laut Medienberichten soll es darin Verschüttete geben. Im Ort Petrinja zogen Helfer nach Video-Aufnahmen des Senders N1 einen Mann und ein Kind aus Trümmern.

Auf anderen Aufnahmen aus dem 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Zagreb gelegenen Ort war ein Haus mit eingestürztem Dach zu sehen. Zunächst lagen Angaben über Verletzte nicht vor. Auch in Zagreb war das Beben zu spüren. Dort flüchteten die Menschen auf die Straßen.

Die Polizei hat die Bewohner aufgefordert, die Gebäude zu verlassen, berichteten Medien. Alle verfügbaren Rettungsdienste wurden für Petrinja mobilisiert. Aus der Stadt Sisak, die 15 Kilometer von Petrinja entfernt liegt, gab es ebenfalls Berichte über beschädigte Gebäude. Auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gab es Schäden durch das Beben. In Teilen Kroatiens waren Strom- und Telefonleitungen unterbrochen.

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PXL_Earthquake aftermath in Petrinja, Croatia Earthquake aftermath are pictured at the street of Petrinja, Croatia on De(c) imago images/Pixsell (Luka Stanzl/PIXSELL via www.imago-images.de)

Das Zentrum des Bebens, das vom European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) mit einer Stärke von 6,3 angegeben wurde, lag rund 45 Kilometer südwestlich von Zagreb, in der Nähe von Petrinja. Dort war bereits das Zentrum des Bebens vom gestrigen Montag, das eine Stärke von 5,2 hatte.

In Österreich und Italien zu spüren

Das Erdbeben von heute, Dienstag, war auch stark außerhalb der Landesgrenzen zu spüren. So wurden der APA Meldungen zugetragen, dass in Kärnten und der Steiermark der Erdstoß wahrgenommen wurde. In Graz etwa wackelten rund zwei Minuten nicht nur hohe Gebäude, auch in massiven Altbauten mit nur einem Geschoß waren die wellenartigen Bewegungen deutlich zu spüren. Christbaumkugeln und Glasschiebetüren wackelten, Fenster und Möbel knarrten. Das Beben war wesentlich deutlicher wahrnehmbar als noch jenes im Frühjahr in der Nähe von Zagreb. Außerdem hielten die Erdstöße länger an. Sogar in Wien gab es Berichte, dass die Wände wackelten.

Der Erdstoß wurde auch in Friaul Julisch Venetien, in Venetien und in der Adria-Region Abruzzen deutlich verspürt. Die Feuerwehr wurde mit Anrufen besorgter Bürger bombardiert.

Ein Beben der Stärke 5.2 auf der Richterskala war bereits am Montag im Zentrum Kroatiens registriert worden. Das Zentrum des Bebens, das sich um 6.28 Uhr ereignete, lag in einer Tiefe von zehn Kilometern unweit der Stadt Petrinja.

2020 deutlich mehr Beben spürbar

Mit 69 Beben - das heutige ist das 70. - waren in diesem Jahr deutlich mehr Erdbeben in Österreich spürbar als normalerweise. Davon waren 60 "heimische" sowie fünf Erdstöße aus den Nachbarländern Italien, Slowenien und der Schweiz sowie vier aus Kroatien, die hierzulande wahrnehmbar waren. Insgesamt wurden 2020 laut der am Dienstag veröffentlichten ZAMG-Bilanz 1.465 Erdbeben in Österreich lokalisiert.

69 spürbare Beben sind deutlich mehr als im Durchschnitt. "In den letzten zehn Jahren gab es durchschnittlich 57 spürbare Beben pro Jahr in Österreich. In den letzten 20 Jahren waren es durchschnittlich 48", erläuterte Seismologin Rita Meurers von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Ein Trend zu mehr Erdbeben sei aber nicht zu beobachten. Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr stark. "Zum Beispiel brachten die Jahre 2018 und 2019 relativ wenige spürbare Beben."

Die am stärksten spürbaren Ereignisse des Jahres waren jenes am 22. März bei Zagreb (Kroatien) und das Beben am 8. August bei Zams (Tirol). Sie wurden von tausenden Menschen zum Teil kräftig wahrgenommen. Gemeldet wurden jedoch nur leichte Gebäudeschäden wie etwa Verputzrisse.

Meisten Beben in Tirol

Die Zahl aller instrumentell registrierten Erdbeben in Österreich erreichte im Jahr 2020 mit 1.465 einen neuen Rekord. "Der Grund dafür ist neben der heuer etwas höheren Bebentätigkeit auch die ständige Erweiterung und Verdichtung des Erdbebenmessnetzes in Österreich und verstärkte internationale Kooperation, wodurch mehr der sehr schwachen und nicht spürbaren Beben registriert werden", sagte ZAMG-Seismologin Meurers.

Wie schon oft in der Vergangenheit gab es auch heuer die meisten gefühlten Beben in Tirol, wo sich 27 ereigneten - das ist beinahe die Hälfte aller inländischen Beben. Mit zehn fühlbaren Erdstößen liegt Kärnten an zweiter Stelle und somit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. In der Steiermark wurden sieben wahrgenommen. Niederösterreich liegt mit nur fünf verspürten Beben unter dem Mittel der letzten Jahre. Ebenfalls fünf gab es in Vorarlberg. Es folgen Oberösterreich mit vier und Salzburg mit zwei fühlbaren Erdbeben.

Forderung nach Aus von AKW Krško

Das slowenische Atomkraftwerk Krško wurde nach dem Erdbeben aus präventiven Gründen abgeschaltet. Das sei ein übliches Verfahren bei Beben von einer solchen Stärke, hieß es aus dem AKW zur Nachrichtenagentur STA. Der slowenische Infrastrukturminister Jernej Vrtovec betonte via Twitter, dass die Sicherheit nicht gefährdet sei. Die erste Überprüfung im AKW hätte keine Auswirkungen des Bebens gezeigt, hieß es.

Das Kernkraftwerk, das von Slowenien und Kroatien gemeinsam betrieben wird, liegt rund 80 Kilometer Luftlinie vom Epizentrum des heutigen Erdbebens entfernt. Laut Experten ist das AKW gegen starke Erdbeben widerstandsfähig. Eine sichere Abschaltung sei auch bei einem Beben mit einer Stärke von mindestens 8 gewährleistet, betonte der slowenischen Experte für Kerntechnik, Leon Cizelj, zur Tageszeitung "Delo" heuer im März, als ein Erdbeben von Stärke 5,2 die kroatische Hauptstadt Zagreb erschüttert hatte.

In Österreich wurden Rufe nach einem generellen Aus für das slowenische AKW Krško laut. Die steirische Grüne Landtagsklubobfrau Sandra Krautwaschl betonte, dass der grenznahe "Schrottmeiler", der bekanntlich ja auf einer Erdbebenlinie liege, "keine Zukunft haben" dürfe. Auch FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek forderte, die "überaltete Anlage" herunterzufahren.

"Wir treten schon lange für eine Schließung der überalteten Anlage ein, die Häufigkeit an Beben sollte Anlass genug sein, um den Reaktor ein für alle Mal herunterzufahren", betonte Kunasek in einer Aussendung. Krautwaschl ergänzte, dass die geplante Laufzeitverlängerung - eigentlich sollte der Reaktor im Jahr 2023 stillgelegt werden - bis 2043 "ein inakzeptables Risiko" sei. "Noch nie wurde ein AKW so lang betrieben."

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