Mode

Französischer Modeschöpfer Pierre Cardin gestorben

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FILES-FRANCE-FASHION-CARDIN-OBITAPA/AFP/BERTRAND GUAY
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Der Designer befand sich zuletzt in einem Spital in Neuilly, westlich von Paris. Er verstarb mit 98 Jahren.

Der französische Modeschöpfer Pierre Cardin ist tot. Wie seine Familie mitteilte, starb er am Dienstagvormittag im Alter von 98 Jahren in einem Krankenhaus in Neuilly westlich von Paris.

Der Sohn italienischer Einwanderer galt als Pionier der Prêt-à-porter-Mode und visionärer Designer. Cardin gründete bereits 1950 sein eigenes Modehaus, in den folgenden Jahrzehnten baute er ein weltweites Unternehmensimperium auf. Dazu zählten auch mehrere Nobelrestaurants. Er erfuhr zahlreiche Ehrungen wie etwa die Aufnahme in die französische Ehrenlegion.

Der 1922 in Italien geborene Cardin hatte nicht nur die futuristische Mode mitbegründet, sondern als erster seiner Branche Mode für die Masse entworfen und seinen Namen weltweit vermarktet. Cardin galt neben Paco Rabanne und Andre Courreges als Erfinder der futuristischen Mode. So schickte er Anfang der 1960er-Jahre seine Mannequins in astronautenähnlichen Anzügen und mit Helm über den Laufsteg, die Kollektionen nannte er "Star Trek" und "Cosmocorps .

Dass man ihn in seiner Branche das "Enfant terrible" nannte, hatte Cardin nie gestört. Er finde seine Ideen einfach überall, erklärte er seine grenzenlose Kreativität. Auch ein Kamin und eine Vase können ihn inspirieren. Cardin war auch der erste seiner Branche, der seine Marke für unzählige Produkte wie Mineralwasser, Essbesteck, Plattenspieler, Bettwäsche, Armbanduhren und Autos hergab. Und früher als alle anderen streckte er seine Fühler nach der ehemaligen Sowjetunion und dem chinesischen Markt aus.

An Selbstbewusstsein hat es dem Designer nie gefehlt. Er habe immer weiter voraus geblickt als die anderen, erzählte er. Das machte Cardin auch zu einem der reichsten Männer Frankreichs. In über 70 Jahren erschuf er ein Mode-Imperium aus über 800 Fabriken und Lizenzen weltweit.

Sein Hab und Gut hat er ständig erweitert. Im Jahr 1969 kaufte er in der Nähe des Pariser Präsidentenpalasts Elysee ein altes Theater und funktionierte es in den "Espace Pierre Cardin" um - ein Kulturzentrum mit Konferenzsälen, einem Luxusrestaurant, einer Kunstgalerie und einem Vorführraum für seine Kollektionen. Dann interessierte er sich für das Markenzeichen "Maxim's", in dessen Namen er Delikatessen wie Champagner und Gänseleber kommerzialisierte. Im Jahr 1981 kaufte er schließlich das legendäre, gleichnamige Jugendstilrestaurant im Herzen von Paris.

Eigenes Museum in Paris

Cardin verwehrte sich nichts. Er könne sich alles leisten, erklärte der Modeschöpfer in Interviews unbefangen. Und so kaufte er im Mai 2001 das Schloss des freidenkenden Grafen und Schriftstellers Marquis de Sade im südfranzösischen Lacoste, ließ sich das futuristische Ferienhaus Palais Bulles an der Cote d'Azur erbauen, eine der teuersten Villen Frankreichs, und eröffnete in Paris sein eigenes Museum. Denn für den steinreichen Schneidermeister war Mode zwar ein Handwerk, vor allem aber Kunst.

Der Designer wurde am 2. Juli 1922 als Sohn eines französischen Weinhändlers in Italien geboren. Nach der Befreiung Frankreichs ging er Mitte der 40er-Jahre nach Paris und begann als Modezeichner im Haus Paquin. Nur kurze Zeit später wechselte er zu Christian Dior, wo er 1947 bei der Kreation des legendären "New Look" mitwirkte, der mit seiner schmalen Taille und den runden Schultern die Weiblichkeit betonte. Drei Jahre später schon gründete er sei eigenes Haute-Couture-Unternehmen.

Da er nicht an die Wirtschaftlichkeit der elitären Haute-Couture glaubte, entwarf er kein Jahrzehnt später die erste Prêt-à-porter-Kollektion. Die Branche sprach von Rebellion. Doch unbeirrt setzte Cardin seinen Weg als Erneuerer fort und entwarf als erster großer Modemacher Linien für Männer. Bald schon stand er im Ruf, die besten Herrenanzüge und Kostüme von Paris herzustellen.

Noch im hohen Alter steckte er seine Mannequins in futuristische Outfits mit leichtem Beigeschmack von Retro. Doch Cardin war ein Arbeitstier, dem die Ideen nie ausgingen. "Wenn es Nacht ist, sehe ich Formen, Materialien, Farben. Ich wache auf, mache das Licht an, zeichne und schreibe."

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