Darts-WM

Suljovic erzürnt Anderson: „Wenn das Darts ist, spiele ich lieber Golf“

Mensur Suljovic (r.) brauchte zeitweise dreimal so lang wie Gary Anderson
Mensur Suljovic (r.) brauchte zeitweise dreimal so lang wie Gary Anderson(c) imago images/Pro Sports Images (Ian Stephen via www.imago-images.de)
  • Drucken

Mensur Suljović enervierte Ex-Weltmeister Gary Anderson mit langsamen Würfen, das neuerlich frühe Aus konnte es aber nicht verhindern. Auch James Wade schied trotz Neun-Darter aus.

London/Wien. Das eine ist die Kunst, Pfeile aus 2,37 Meter Entfernung auf zum Teil nur millimetergroße Felder einer Scheibe zu werfen. Das andere, im direkten Duell mit seinem Gegner zu bestehen. Beides können und müssen Darts-Profis trainieren, denn psychologische Tricks sind längst Bestandteil jedes Spitzensports. Das weiß auch Mensur Suljović, der mit neuem Mentaltrainer seine Blockade beim WM-Turnier lösen wollte. Doch stattdessen war in Runde drei Endstation. Denn der Wiener forderte den schottischen Ex-Weltmeister Gary Anderson zwar nervlich, spielerisch aber viel zu wenig und verlor das alles andere als hochklassige Fehlerfestival mit 3:4.

„Es war schrecklich, ein Witz von einem Spiel. Ich spiele schon lange Darts, aber wenn das Darts sein soll, bin ich dahin und gehe lieber Golf spielen“, schimpfte Anderson und drohte indirekt mit Rücktritt. „Das mache ich nicht noch einmal mit.“ Zu der Wortspende hatte sich der Weltmeister von 2015 und 2016 überhaupt erst nach einer Abkühlphase durchgerungen, zu sehr hatte ihn Suljović im leeren Alexandra Palace in Rage gebracht. Gleich zu Beginn habe Suljović den eigentlich ihm zugewiesenen Tisch besetzt, danach das Spiel absichtlich verzögert, klagte der 50-Jährige.

Von den Regeln gedeckt, aber umstritten

Fakt ist, dass Österreichs Nummer eins grundsätzlich nicht zu den schnellen Spielern der Tour zählt. Zudem dürfte Suljović wissen, dass Anderson mit seinem Tempo nicht warm wird. Schließlich standen sich die beiden schon im Finale der Champions League 2017 (Sieg Suljović) und World Matchplay 2018 (Sieg Anderson) gegenüber. Nach jüngst fünf Niederlagen in Folge wählte „The Gentle“ diesmal einen extremen Ansatz und ließ sich zwischenzeitlich fast dreimal so lange Zeit wie Anderson, bevor er jeweils seinen ersten Dart warf. „The Flying Scotsman“ quittierte das mit wiederholtem Augenrollen.

„Wenn dein Gegner besser ist als du und er dir eine Abreibung verpasst, ist das okay, aber das ist ein Haufen Mist“, erklärte Anderson. „Ich bin sicher 90 Prozent der Leute zuhause haben weg geschaltet. Ich hätte dasselbe getan.“ Reregeltechnisch spielte Suljović korrekt, pro Dart ist maximal eine Minute erlaubt. Dennoch ist klar: Wäre das Ally Pally das übliche Tollhaus gewesen, hätte Suljović das Publikum gegen sich gehabt. Sympathien dürfte der Stil auch bei TV-Fans kaum geerntet haben, ob sich so ein WM-Trauma abschütteln lässt? Das Achtelfinale (2011, 2016, 2018) bleibt vorerst weiter das Maximum.

Aus trotz Neun-Darter

James Wade hat den ersten Neun-Darter bei der WM seit fast fünf Jahren geworfen und ist trotzdem ausgeschieden. Dem Engländer gelang im Drittrundenmatch gegen seinen Landsmann Stephen Bunting (2:4) das perfekte Spiel, bei dem man mit neun Würfen die 501 Punkte auf null stellt. Nach zwei Aufnahmen mit jeweils 180 Punkten beendete Wade das Leg mit einem furiosen Finish von 141 Punkten. Der bislang letzte Neun-Darter in der WM-Geschichte kam vom Schotten Gary Anderson im Januar 2016, damals im Halbfinale. Für Wade war es das erste perfekte Spiel bei einer Weltmeisterschaft.

Trotz des magischen Moments und einer 2:0-Satzführung konnte sich der Weltranglistensiebte mit dem Spitznamen "The Machine" nicht gegen Bunting durchsetzen. In diesem WM-Viertelfinale ist nach Titelverteidiger Peter Wright aus Schottland schon der zweite Favorit vorzeitig raus. Der Weg für einen Außenseiter ins Halbfinale des mit 2,5 Millionen Pfund dotierten Turniers ist also frei.

(swi/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.