Leitartikel

Wird Corona wirklich zum „Game Changer“?

Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Prognosen sind das eine, die Realität das andere. Die Nachricht vom Ableben des Kapitalismus und der Globalisierung ist jedenfalls stark übertrieben.

Die Zeit um den Jahreswechsel ist die Zeit der Prognosen. Heuer ganz besonders, denn Corona wird unser Leben und die Wirtschaft ja völlig umkrempeln, hören wir von Trendforschern seit Monaten in geballter Form: Die Menschen werden sich zurückbesinnen und dem kapitalistischen Konsumrausch abschwören. Wer mit einem Flugticket erwischt wird, wird vor „Flygskam“ in den Boden versinken, Verkehrsmittel der Zukunft sind die grüne Eisenbahn und das Lastenrad. Kennzeichen des Nach-Corona-Lebensstils ist die neue Bescheidenheit, die Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens.

Und erst die Wirtschaft: Die Globalisierung ist tot, Home-Office wird zum Standard in den Unternehmen, Dienstreisen macht man künftig weitgehend virtuell. Schnöder, giergetriebener Shareholder Value wird durch „Stakeholder Value“ nach dem Muster der guten alten sozialen Marktwirtschaft ersetzt. Selbst die Säulenheiligen des globalen Gier-Kapitalismus träumen ja rund um das World Economic Forum schon von diesem „Great Reset“, reden von verbesserungswürdigen Arbeitnehmerrechten und beklagen in salbungsvollen Stellungnahmen die schnell wachsende Ungleichheit, von der sie selbst am meisten profitieren. Kurzum: Die Coronakrise ist der große „Game Changer“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.