Expedition Europa

Stolz und Beton

Schlichte Protzbauten im rumänischen Grenzdorf Tarna Mare.

Seit Jahren hatte ich in diesem rumänischen Bildband geblättert, „Stolz und Beton“. Die Fotos zeigten dreistöckige Einfamilienhäu-ser, oft unverputzt und manchmal unbewohnt, ihre bäuerlich wirkenden Besitzer wohnten oft im Anbau daneben. Die meisten dieser schlichten Protzbauten stehen in einer urrumänischen Auswanderergegend. An den Feiertagen, als die vier Millionen Auslandsrumänen heimkamen, fuhr ich ins „Tara Oaşului“. Anlass: Bei der Wahl am 5. Dezember wechselten Massen von Gastarbeitern zur orthodox-nationalistischen AUR (GOLD). Deren Co-Chef George Simion war mit einem Ladenhüter durchs Land getingelt (Vereinigung Rumäniens mit Moldawien), mit einer furios vor verbotenen Pilgerzügen polemisierenden Maskengegnerin landete er einen Wahlhit. AUR ist die erste Partei Europas, die dank Corona in ein Parlament einzieht.

Iulian Câcău, 25, AUR-Chef des Kreises Sathmar, lud mich ins Grenzdorf Tarna Mare. Seine Familie wohnte mehrere Tage beim Schwager, der seit elf Jahren in Italien arbeitete. Ein unverputzter Neubau von normaler Größe, der erste Raum Lobby und Wohnzimmer zugleich. Darin eine weiße Festtafel, auch die hohen Stuhllehnen mit weißem Stoff überzogen.

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