Reichtum an Gedankenflügen. Gertrud Leutenegger.

Letzter Blick auf Orion

Eine Frau kommt in ein Tessiner Bergdorf, um ihren Mann zu begraben. In der Nacht der Totenwache überfallen sie Bruchstücke von Erinnerung. Gertrud Leuteneggers „Späte Gäste“: ein Roman mit bedrängend nahen Bildern von Abschied und Vertriebensein.

Ein Mensch ist abhandengekommen. Ein Mann fehlt. Einst war er vorübergehend der Mann der Erzählerin. Nun, nach Jahren, verschlägt es sie noch einmal in das Tessiner Bergdorf, wo sie einst zusammen gewohnt und gemeinsam zu leben versucht haben. Der Mann, ein Architekt mit hochfliegenden Plänen, die sich nie verwirklichen ließen, ist tot, umgekommen bei einem Autounfall, den er, vielleicht aus Leichtsinn, vielleicht auch aus Todessehnsucht, verursacht hat.

Die Frau kommt spätabends in dem Bergnest an, wo der Mann mittlerweile in der versperrten Totenkapelle aufgebahrt ist. Niemand ist da zum Empfang. Sie findet Unterschlupf in einer alten Villa am Waldrand, die ihr schon früher öfter als Zuflucht diente, wenn der Mann einen seiner berüchtigten Zornausbrüche hatte. Der sizilianische Wirt, dem das verlassene Anwesen gehört, ist abwesend, er sucht sich in seiner Heimat um Bootsflüchtlinge zu kümmern, die an den Küsten einer Insel im Mittelmeer gestrandet sind.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.