TV-Kritik

Schirachs TV-Experiment, teilweise gescheitert

Beeindruckend präsent: Klaus Maria Brandauer als Strafverteidiger Konrad Biegler.
Beeindruckend präsent: Klaus Maria Brandauer als Strafverteidiger Konrad Biegler.(c) ORF (Stephan Rabold)
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Der Zweiteiler „Feinde“ erzählt einen Kriminalfall aus zwei Perspektiven: interessant, aber lang und belehrend.

Wie jeden Morgen plaudert die zwölfjährige Lisa noch kurz mit ihrem Kanarienvogel und füttert den Hund, bevor sie sich auf den Weg in die Schule macht. Doch dieses Mal wird sie dort nicht ankommen. Kaum hat sie das von Securitys bewachte Grundstück ihrer Eltern verlassen, wird das Mädchen in einen Kastenwagen gezerrt. Der vermummte Mann will von Lisas Eltern fünf Millionen Bitcoin für die Freilassung des Mädchens. Mit Einlangen des Erpresserbriefs beginnt ein Wettlauf mit der Zeit . . .

So weit ist der Zweiteiler „Feinde“ – am 3. Jänner um 20.15 Uhr auf ORF2 – nach einer Vorlage des Strafverteidigers und Schriftstellers Ferdinand von Schirach ein klassischer Krimi. Doch was kommt, ist nicht das übliche Whodunit. Auch kein Entführungsthriller, in dem die Polizei mit gefinkelten Methoden den Ganoven austrickst und das Opfer in einer spektakulären Aktion befreit. Am ehesten ist es ein Gerichtsdrama, an dessen Ende der Kommissar wie ein begossener Pudel im Saal sitzt und kleinlaut sein Versagen eingestehen muss. Die Ermittlungen waren stümperhaft. Die Methoden gegen das Gesetz, ja sogar im Widerspruch zur Europäischen Menschenrechtskonvention. Und wider jede Logik, die sonst in vielen TV-Krimis gilt, wird sein Handeln gegen die Regeln weder goutiert, noch führt es dazu, dass man dem Täter rechtzeitig das Handwerk legen kann.

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