Während im englischsprachigen Raum dem Atem längst Bücher und Workshops gewidmet werden, kommt das Bewusstsein dafür nur langsam in Österreich an. Dabei können spezielle Techniken nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Gesundheit fördern.
Es ist früher Vormittag. Die Sonne scheint bereits durch das große Fenster im Wohnzimmer, direkt auf das hellgraue Sofa. Auf ihm liegt Birgit Gliber. Arme und Beine ausgestreckt, den Kopf auf ein dünnes Kissen gelegt. Eine Szene absoluter Ruhe. Plötzlich beginnt die 31-Jährige schnell und heftig zu atmen. Sie hyperventiliert. Dreißig Mal hebt und senkt sich ihr Oberkörper, um dann abrupt wieder völlig reglos dazuliegen. Auf ein langes Ausatmen folgt – nichts. Kein Luftzug. Mehr als zwei Minuten lang.
Dreimal wiederholt sich das Spiel, bevor die Tirolerin ihre Augen wieder öffnet und aufsteht, als wäre nichts geschehen. „Tatsächlich ist gerade sehr viel in mir passiert“, sagt sie. „Durch das intensive Atmen erhöht sich der Puls, die Gefäße verengen sich, Blutdruck und Temperatur steigen, im Blut ist mehr Sauerstoff als Kohlenstoffdioxid“, erklärt Gliber. Konkret: Das sympathische Nervensystem, das den Körper in Leistungsbereitschaft versetzt, wird bewusst aktiviert. So lang, bis der Impuls, atmen zu wollen, überschritten wird. Der Grund: Adrenalin. Der Begründer: Wim Hof.