Die Illustratorin Viktoria Strehn unterrichtet Comic-Zeichnen – auch in Onlinekursen und auf YouTube.
Tipps

Freizeit im Lockdown: Mit Bleistift, Papier und Webcam

Der Lockdown hat in vielen die kreative Lust geweckt. Inspiration und Anleitungen gibt es online zuhauf, von heimischen Künstlern oder auf globalen Plattformen, wo man mit 68.000 anderen im Zeichenkurs sitzt.

Die erste Aufgabe, die der freundliche spanische Zeichenlehrer stellt, ist fast enttäuschend. Sie involviert nämlich weder Papier noch Stift, sondern lediglich eine Handykamera. Dafür habe ich meine alte Bleistiftsammlung aus der Schule wieder ausgegraben, mit Härtegraden von 3H bis 6B, von „Rötel trocken“ bis „Nero extrasoft“, von denen natürlich die halben Minen ständig abbrechen? Dafür habe ich mir fein säuberlich Spitzer und Papierbögen vor dem Laptop zurechtgelegt, voller Freude darauf, in 14 Lektionen, verteilt auf knapp drei Stunden Videomaterial, vom „Anfänger zum Superzeichner“ zu werden, wie der Onlinekurs verspricht?

Stattdessen schlurfe ich jetzt in der Wohnung herum und fotografiere alles, was gelb ist. Und alles, was sich mit ein bisschen Fantasie wie ein Gesicht interpretieren lässt: Steckdosen, Dosenöffner, die Knöpfe der Kaffeemaschine, einen Ausschnitt des Wohnzimmerteppichs. Pareidolie nennt sich das Phänomen, dass wir in abstrakten oder zufälligen Objekten vermeintliche Gesichter erkennen, erklärt David Peña Toribio, Künstlername Puño. Und räumt gleich zu Beginn mit dem Mythos auf, dass Leute, die meinen, nicht zeichnen zu können, an der Verbindung zwischen Gehirn und Hand scheitern würden. Entscheidend sei nämlich die Verbindung zwischen Auge und Gehirn: „Zeichnen zu können, heißt beobachten zu können.“ Also schickt der spanische Illustrator mich – und 68.217 weitere Schüler aus aller Welt – erst einmal auf Fotosafari.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.