Der E-Euro ist nicht einfach nur digitales Geld, sondern der Startschuss tief greifender Änderungen unseres Währungssystems.
Am 1. Jänner 2002 löste der Euro den Schilling als Bargeld ab. Fast zwanzig Jahre später steht wieder ein großer Wandel im Geldsystem bevor. Diesmal ist es nicht die Währung, die sich ändert, sondern ihre Technologie. Getrieben durch die Entwicklungen rund um Kryptowerte und das Libra-Projekt beschäftigt sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) damit, den Euro auf eine Blockchain zu heben.
Das dezentrale Buchungssystem soll eine sichere und effiziente Variante für die digitale Währung bieten. Anfang Oktober legte die EZB einen 50-seitigen Report zur möglichen Umsetzung vor. Die einstige Skepsis gegenüber dem Thema ist wie weggeblasen. Inzwischen wollen die Währungshüter das Feld nicht privaten Zahlungsmitteln wie Bitcoin oder Ethereum überlassen. Die EZB wittert Risken für die Finanzstabilität sowie eine starke Verbreitung digitaler Währungen, die von Zentralbanken außerhalb des Euroraums emittiert werden. Denn die amerikanische Federal Reserve und die chinesische Zentralbank starteten erste Testtransaktionen. Der E-Yuan, auch Digital Renminbi genannt, soll Gerüchten zufolge im Frühjahr 2021 bereitstehen. China liegt viel daran, die digitale Währung noch heuer auszurollen – passend zu den olympischen Winterspielen 2022 in Peking. Weltweit beschäftigen sich 80 Prozent der Zentralbanken mit dem Thema.