Covid-19

Langsamer Impfstart: Kritik in mehreren EU-Ländern

APA/AFP/SAMEER AL-DOUMY
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In den Niederlanden steht der Impfstoff bis dato ungenützt bereit, Italien verbrauchte bis dato weniger als ein Fünftel seiner Dosen. Am 6. Jänner dürfte die EMA über das Moderna-Vakzin entscheiden.

In mehreren EU-Ländern laufen die Impfungen gegen das Coronavirus nur schleppend an. Aber in der EU werden bald auch weitere Impfstoffe erwartet: Am 6. Jänner wird eine Entscheidung der europäischen Zulassungsbehörde EMA über den Impfstoff der Firma Moderna gefällt. Außerdem dringt etwa der Virologe Christian Drosten in der "Berliner Morgenpost" darauf, dass die EMA rasch den Weg für den Impfstoff von Astrazeneca freimachen soll, der in Großbritannien schon zugelassen ist.

Mit dem Astrazeneca-Impfstoff - wenn er denn geliefert wird - könnte sich auch das Impfen und das Impftempo beschleunigen: Denn dieser Impfstoff muss nicht gesondert gekühlt werden und könnte deshalb auch in Arztpraxen verabreicht werden.

Weniger als ein Fünftel von Italiens Impfstoff verbraucht

Eine Woche nach dem symbolischen Auftakt der Corona-Impfungen hat aber bis jetzt etwa Italien bis Sonntagmorgen offiziell erst etwa 80.000 Dosen an Menschen gespritzt. Nach Behördenangaben verfügt das Mittelmeerland, das bisher rund 75.000 Covid-Opfer registrierte, seit Jahresende über knapp 470.000 Dosen des Impfstoffs der Unternehmen Pfizer und Biontech, somit wurde weniger ein Fünftel verbraucht.

Nach dem Auftakt der Immunisierungskampagne vom Sonntag vor einer Woche laufen seit dem 31. Dezember Massenimpfungen. Mehrere Zeitungen berichteten jedoch am Wochenende über Schwierigkeiten zum Start. Wie "La Repubblica" am Samstag schrieb, fehlte es um den Jahreswechsel an Impfärzten und Mitarbeitern in Krankenhäusern. Auffällig ist, dass es große Unterschiede bei den Impf-Quoten zwischen den Regionen gibt: Die reiche Lombardei im Norden des Landes, in der die Corona-Pandemie besonders stark zugeschlagen hat, liegt dabei deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt. Dort waren rund 80.000 Dosen eingetroffen. Bis Sonntag gegen 9.00 Uhr waren nach der Statistik aber nur rund 2400 (drei Prozent) davon gespritzt worden. Der Vatikan will voraussichtlich in der zweiten Januarhälfte mit den Schutzimpfungen seiner knapp 1000 Bewohner gegen Corona beginnen. Das teilte die Gesundheitsbehörde des Kirchenstaates am Samstag mit.

In Frankreich gibt es bisher keine genauen Angaben dazu, wie viele Menschen geimpft wurden. Medien sprechen teils von wenigen Hunderten und berufen sich unter anderem auf eine Website, die von einem Datenwissenschaftler auf Basis der Angaben von Gesundheitsbehörden betrieben wird. CovidTracker zufolge wurden mit Stand Samstagabend etwa 430 Menschen geimpft. Nach Kritik am langsamen Anlaufen der Impfkampagne versprach ein Regierungssprecher in Paris mehr Tempo. Ab Montag sollen zudem Informationen zu den erfolgten Impfungen transparent veröffentlicht werden.

175.000 ungenützte Impfstoffdosen in Niederlanden

Die Niederlande haben mit den Impfungen noch gar nicht begonnen. In einer Lagerhalle in Oss im Osten des Landes liegen seit Tagen ungenutzt rund 175.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer. Ursprünglich wollte das Land erst am 8. Jänner mit den Impfungen beginnen. Nach starkem Druck von Medizinern und Öffentlichkeit wollen die Niederlande den Impfstart nun doch vorziehen. Zunächst sollen 30.000 Mitarbeiter in Krankenhäusern gegen das Virus geimpft werden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag in Den Haag mit. Die Niederlande sind das einzige Land der EU, das noch nicht impft.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hat die Beschaffung von Corona-Impfstoff in der Europäischen Union verteidigt. "Das Nadelöhr ist derzeit nicht die Zahl der Bestellungen, sondern der weltweite Engpass an Produktionskapazitäten", sagte Kyriakides am Samstag in Brüssel. Zugleich versprach sie schrittweise Verbesserungen bei der Impfstoff-Versorgung.

In Deutschland waren mit Stand Sonntagmorgen nach RKI-Angaben rund 240.000 Menschen geimpft. In Österreich wurden laut Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) mehr als 6.000 Impfungen in Alten- und Pflegeheimen und an Covid-19-Stationen durchgeführt, wie er am letzten Tag es Jahres 2020 bekannt gegeben hatte. Ein Update soll es dazu geben, wie es den bisher geimpften Menschen geht.

Über eine Million Menschen in Israel geimpft

In Israel haben bereits mehr als eine Million Menschen eine Impfung erhalten. Der Oxford-Website "Our World in Data" zufolge sind das 12,59 Geimpfte pro 100 Einwohner (Stand 2. Jänner) - Das Land ist damit der Homepage zufolge einsame Spitze, in Österreich sind es noch 0,07 und in Deutschland 0,29 - doch hier starten die flächendeckenden Impfungen erst.

(APA/dpa/Reuters)

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