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Thermische Sanierung als doppeltes Hilfspaket

Das Kühlen von Gebäuden verbraucht immer mehr Energie.
Das Kühlen von Gebäuden verbraucht immer mehr Energie. Imago Images
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Konjunktur beleben und CO2-Emissionen senken: IFN Holding-Chef Klinger fordert Offensive bei Wärmedämmung.

Wien. Christian Klinger gibt unumwunden zu, dass sein Vorstoß nicht „ganz uneigennützig“ ist. Klinger ist Eigentümer und Unternehmenssprecher der IFN Holding, zu der der Fensterbauer Internorm gehört. Das Familienunternehmen im oberösterreichischen Mühlviertel beschäftigt knapp 3750 Mitarbeiter.
„Aber die Fakten sprechen für sich“, sagt Klinger. Denn mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Europa gehen von Gebäuden aus. Während Industrie und Verkehr im Zentrum der Klimadebatte stehen, werde der Bereich Wohnen kaum thematisiert.

Allerdings werde man die ambitionierten Klimaziele von minus 55 Prozent der Treibhausgasemissionen bis 2030 nicht erreichen, wenn man nicht mehr in die thermische Sanierung investiere, betont Christian Klinger.
„Im Jahr 2030 wird abgerechnet“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“ und erinnert an die Milliarden an Strafzahlungen, die anfallen, falls Österreich die Ziele nicht erreichen sollte. Die Förderungen für thermische Sanierung würden „nur einen Bruchteil davon ausmachen, was an Strafzahlungen droht“.

„Das Ding rechnet sich von selbst“, sagt Klinger. In Österreich werden laut Zahlen des Umweltministeriums 27 Prozent des Energieverbrauchs für Raumwärme, Warmwasser und – immer wichtiger – für die Kühlung von Gebäuden aufgewendet. 88 Prozent der Emissionen kommen von privaten Haushalten. „Mit einer Sanierung kann man drei Viertel der Emissionen einsparen“, sagt Klinger.
Im Vorjahr verabschiedete die Regierung im Rahmen des Konjunkturpakets auch ein 750 Millionen Euro-Paket für Sanierungen und Heizungswechsel für 2021 und 2022.

Niedrige Sanierungsquote

In Österreich gibt es 2,5 Millionen Wohnungseinheiten, die saniert werden könnten. In den vergangenen Jahren lag die Sanierungsquote bei lediglich einem Prozent, betont IFN-Holding-Chef Klinger. Gezählt werden Sanierungsprojekte, bei denen es zu einer Reduktion der CO2-Emissionen von mindestens 60 Prozent kommt. EU-weit liegt die Sanierungsquote bei mageren 0,2 Prozent.
Förderungen seien nur wirksam, wenn sie auch „leicht zugänglich“ sind, betont Klinger. Auch seien einheitliche Fördermodelle zu begrüßen. Aktuell seien die Förderungen nämlich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, dies sorge bei Unternehmen für zusätzliche bürokratische Hürden. Wichtig sei eine „zielgruppengerechte Förderung“, meint der Unternehmer. Es dürfen nicht nur Wohlhabende in den Genuss der Förderungen kommen. Oft würden weite Teile der Bevölkerung ausgeschlossen. Klinger kann sich deshalb einen „Direktzuschuss und eine Negativsteuer für Geringverdiener“ vorstellen. Auch auf dem Gebiet der Mietwohnungen könnten zusätzliche Anreize, etwa steuerliche Anreize, die Sanierungsfreudigkeit erhöhen.

Wichtig sei es auch, nicht nur die Heizung, sondern auch die Kühlung von Gebäuden stärker zu berücksichtigen. Der Klimawandel führt dazu, dass etwa „intelligente Beschattungssysteme“ für Gebäude heutzutage immer mehr zur Energieeffizienz beitragen können. Die Steigerung des Wohnkomforts und der Wohngesundheit werde – Stichwort Home-Office – stark an Bedeutung gewinnen. (gh)

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