Rock

So zornig, so zärtlich: Die Welt des Kevin Coyne

Musik zum Haareraufen: Kevin Coyne live in der WDR-Sendung Rockpalast im Jahr 1979.
Musik zum Haareraufen: Kevin Coyne live in der WDR-Sendung Rockpalast im Jahr 1979.WDR
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Seine Empathie galt den Außenseitern. In Hunderten Songs und Tausenden Bildern stellte er kauzige Gestalten mit komplizierter Gefühlslage vor. Der 2004 verstorbene britische Künstler Kevin Coyne erfährt derzeit eine Renaissance.

Er machte Platten, wie andere eine Bank überfallen: rein, rumschreien, raus, fertig.“ Das klingt hip. Aber so einfach, wie es Karl Bruckmaier in der jüngst erschienen Monografie „The Crazy World of Kevin Coyne“ beschreibt, war es wohl nicht.

Es stimmt wohl, dass Coyne in seinem Drang zum Spontanen ein Vorläufer des Punk war. Immerhin schwärmt Sex-Pistols-Sänger Johnny Lydon bis heute von ihm. „Punk hat nur meine Prinzipien bestätigt“ sagt Coyne im Buch. Abgesehen von den krachigen Songs, in denen er seine Wut gegen eine verrückte Welt herausbrüllte, war Coyne aber auch ein Meister der stillen Töne, ein König des Feinschliffs. Wie seine Persönlichkeit, so kannte auch seine Kunst kein mittleres Maß. Zeitlebens verharrte er an den extremen Rändern. Zärtlichen Balladen wie „Are We Dreaming?“ und „The World Is Full Of Fools” standen rüde Rocker wie „Amsterdam“ entgegen.

Die markante Stimme verlockte, ihn in die Schublade des „weißen Blues-Soul-Sängers“ à la Frankie Miller zu stecken. Auf solche Zuordnung pfiff er. Wie überhaupt auf den Gestus des Rockstars, der er locker hätte sein können. Harsch reagierte er 1971 auf ein Ansinnen seiner amerikanischen Plattenfirma: Der eben verblichene Jim Morrison war noch nicht begraben, als Label-Boss Jac Holzman Coyne als neuen Sänger für The Doors engagieren wollte. „Ich lauf doch nicht in so lächerlichen Lederhosen über die Bühne!“ beschied er.

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