Gastkommentar

Zur Dringlichkeit einer Kurskorrektur

Peter Kufner
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Im Dauerhausarrest erwarten wir täglich neue Zumutungen. Doch allein die Impfung bringt substanziellen Fortschritt.

Ab 18. Jänner hätte man hierzulande wieder ins Theater oder Restaurant gehen dürfen, aber nur unter Vorweis eines negativen Coronatests. Der Plan der Regierung wurde nun durch eine Blockade der Opposition gekippt, der Lockdown verlängert. Die Bevorzugung eines sieben Tage zuvor Getesteten gegenüber einem Nichtgetesteten wäre nun wirklich kaum begründbar gewesen. Aber auch nach der Woche des „Freitestens“ hätte ein Test die Eintrittskarte für Kulturveranstaltungen sein sollen. Nicht genug damit: Offenbar plant man weiterhin, die nächtliche Ausgangssperre nach dem Lockdown zu verlängern, Vorstellungen sollen auf den Nachmittag und das Wochenende verlegt werden.
Wenn es die Absicht der Bundesregierung war, das wieder zart gesprossene kulturelle Leben im Keim und diesmal gründlich zu ersticken, kann man ihr zu den Plänen nur gratulieren. Bis dato sind sie bloße Ankündigung, weil wirr und rechtlich suspekt, und weder Wirte noch Kaufleute noch Theaterdirektoren sind bereit, als Kontrollorgane aufzutreten.

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Unausgegorene Ideen

Ich unterschätze nicht die Komplexität der Materie, ich konzediere allen Verantwortlichen ein redliches Bemühen, ich bin mir dessen bewusst, dass man als Entscheidungsträger in der Coronakrise gar nicht agieren kann, ohne Fehler zu machen. In letzter Zeit bietet die Regierung aber zunehmend ein Bild der Konfusion und Kopflosigkeit, der Zickzack-Navigation mit einer trotzigen Geste des „Durchgreifens“ und lenkt damit Wasser auf die Mühlen der Virusverharmloser und Verschwörungsphobiker. Unausgegorene Ideen werden kredenzt, offizielle Zusicherungen – Stichwort: Schulpolitik – halten gerade einmal ein paar Tage. Just zu einem Zeitpunkt, da der Traum vom Impfstoff Realität zu werden begann, zauberte der Bundeskanzler den Fetisch „Massentest“ aus dem Hut.
Vorbild war das Prozedere in der Slowakei, deren Regierung mit dem Slogan „Massentest oder Lockdown“ dafür geworben hatte. Vier Wochen nach Testung nahezu der gesamten Bevölkerung kam der Lockdown, der Ministerpräsident sprach von einer Niederlage, weitere Tests wurden ausgesetzt. Türkis-Grün ließ sich davon ebenso wenig beirren wie von der Kritik namhafter Virologen. Wenn es auch nicht das ganze Land war: Irgendjemand hat von diesem Testfuror gewiss profitiert.

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