Kommentar

Das Denken hinter dem Erasmus-Ausstieg

Der neue britische Souveränismus steht der eigenen Jugend im Wege.

Warum? Das werden sich viele Studentinnen und Studenten fragen. Warum tritt Großbritannien nach dem Brexit auch aus dem Erasmus-Programm aus? Es wäre ein Leichtes gewesen, es fortzuführen. Weil es hier nicht um das Wohl von jungen Menschen geht, sondern um ein Faktum, das diesem Programm anhaftet, muss dies erklärt werden: Erasmus fördert nicht nur die Hochschulbildung, sondern auch europäisches Denken. Studien haben belegt, dass Erasmus-Absolventen zu den EU-freundlichsten Bevölkerungsgruppen zählen. Sie haben die Vorteile des grenzenlosen Europa erfahren. Sie haben sich mit anderen EU-Bürgern vernetzt.

Dieser offensichtliche Gewinn und die damit verbundene Lebenserfahrung widersprechen dem Souveränismus der aktuellen britischen Regierung. Allein dieser Ausstieg belegt die Verbohrtheit in ihrem Glauben, dass die eigene Nation über all den anderen steht. Es geht nicht um das Wohl junger Bürger, sondern um den schlichten Traum von alten Zeiten – als die Insel noch ein Empire war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2021)

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