Ungewöhnliche Abwesenheit

Sorge um Jack Ma: Alibaba-Gründer scheint verschwunden

Soll seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden sein: Unternehmer Jack Ma.
Soll seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden sein: Unternehmer Jack Ma.REUTERS
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Wo steckt der reichste Mann Chinas? Das fragen sich derzeit mehrere internationale Medien. Jack Ma hatte zuletzt massiv Kritik am Regime in Peking geübt.

Er ist Milliardär, Mitgründer von Alibaba, dem chinesischen Pendant zu Amazon, einer der erfolgreichsten Unternehmer Chinas - und anscheinend verschwunden. Jack Ma ließ seit Monaten nichts mehr von sich hören, das zumindest legen mehrere internationale Medien nahe.

In einem Bericht der CNN heißt es etwa, dass Ma rund eine Woche, bevor ein mit Spannung erwarteter Börsengang der Finanzgesellschaft Ant Group von Alibaba in letzter Minute von der chinesischen Aufsichtsbehörde blockiert wurde, verschwunden sei. Zumindest aus der Öffentlichkeit. So gab es keinen öffentlichen Auftritt mehr und auch auf seinen Social-Media-Kanälen blieb es zuletzt still. Sein letzter Twitter-Beitrag etwa stammt vom 10. Oktober 2020.

Im November hätte Jack Ma in der letzten Folge seiner eigenen Talentshow „Africa’s Business Heroes“ als Juror auftreten sollen. Statt ihm trat allerdings Alibaba-Vorstandsmitglied Lucy Peng auf, als Grund dafür wurden laut Financial Times „Terminkonflikte“ genannt. Dabei hatte Ma noch im August getwittert, er könne es nicht erwarten, die Finalisten der Sendung persönlich kennenzulernen.

Kritik an Chinas Regime

Sein Verschwinden - und auch die Blockade des Rekordbörsengangs im November - wird vielfach darauf zurückgeführt, dass Ma im Oktober letzten Jahres Kritik am chinesischen Regime und der Wirtschaft geübt hat. „Das chinesische Finanzsystem hat kein System“, sagte er in einer Rede in einem Finanzforum in Shanghai, vielmehr gebe es zu strenge finanzielle Regulierungen, die den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt des Landes verhindern würden. „Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften“, wird Ma zitiert. Die Zukunft dürfe nicht "mit Methoden von gestern" reguliert werden.

Mit diesen Aussagen soll er auch Chinas Regierungschef Xi Jingping verärgert haben. Ma und weitere Alibaba-Führungskräfte wurden von Chinas Aufsichtsbehörden vorgeladen. Wegen des außerordentlichen Vorgehens wird spekuliert, dass Ma vielleicht den Zorn der Aufsichtsbehörden auf sich gezogen haben könnte - und Xi Jingping persönlich den Börsengang der Ant Group platzen ließ. Ende Dezember wurde bekannt, dass die chinesische Kartellbehörde gegen den Tech-Giganten vorgeht.

Ma würde sich schon seit einiger Zeit etwas zurückhaltender verhalten, zitiert CNN den Alibaba-Experten und Autor von „Alibaba: The House that Jack Ma Built“, Duncan Clark. Peking wolle schließlich, dass seine Erzählung vom Börsengang der Ant Group das öffentliche Gespräch dominiere. Dem Unternehmen sei bewusst, dass ihm nicht geholfen sei, eine andere Meinung dazu kundzutun.  „Aber es ist schon bemerkenswert“, soll er hinzugefügt haben, „diese Stille ist etwas ohrenbetäubend."

(Red./ag.)

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