Der Jahreswechsel wird in der bildenden Kunst traditionell von Ranglisten begleitet. An ihren Spitzen steht heuer kein Künstler, sondern eine Bewegung: „Black Lives Matter“.
Meine Kunstpraxis ist eine Ausweitung meiner politischen Werte“, beschreibt Patrisse Cullors ihren Zugang zur Kunst. Neu ist das nicht. Aber das heißt noch lang nicht, dass es nicht funktioniert, vor allem in der heutigen Überspitzung politischer Kunst zum Aktivismus. Cullors ist bestes Beispiel für diese international derzeit dominierende Künstlerrolle, vom Online-Magazin „Artsy“ gerade als eine der einflussreichsten Künstlerinnen 2020 genannt. Vor allem ist die US-Amerikanerin aber Mitgründerin der „Black Lives Matter“-Bewegung, ist Kuratorin, Kunstraumbetreiberin und auch noch queer. Mehr Trend in einer Person vereint – fast nicht denkbar.
Während die Pandemie in der Kunst praktisch (noch) keinen Niederschlag findet, war die „Black Lives Matter“-Bewegung von Anfang an prägend. Dementsprechend wurde sie von zwei der renommiertesten Ranglisten, in der bildenden Kunst traditionell sehr beliebt, als einflussreichste „Macht“ erstgereiht: So werden sowohl die „Power List“ des englischen Magazins „ArtReview“ als auch die des deutschen „Monopol“ nicht wie üblich von einem Künstler- oder Kuratorennamen, sondern einer Protestbewegung angeführt.