Kolumne zum Tag

Was Schulligu und schnomt miteinander verbindet

Die Kollegin wünscht „schnomt“, schriftlich natürlich. Und es ist kein Tippfehler.

Die Kollegin wünscht „schnomt“, schriftlich natürlich, wie die meisten Gespräche derzeit ablaufen, und es wirkt wie ein Tippfehler, bis sie rät, es laut zu lesen und möglichst umgangssprachlich. Schönen Abend! Das erinnert an eine Anekdote mit dem Austauschschüler aus Ohio, der in den 80er-Jahren in einer niederösterreichischen Kleinstadt den besten aller Dialekte lernte, aber erst nachdem er einige Hindernisse überwunden hatte. So fragte er etwa verwirrt, warum so viele Menschen (auch Frauen) Scott hießen? Er war erleichtert, als sich herausstellte, dass dies nur der gebräuchlichste Gruß war (Sgott).

Es waren noch übersichtliche Zeiten, als man vom Gruß auch ableiten konnte, in welches politische Lager jemand gehörte: Wer „Tag“ sagte oder „Grüssie“ war der SPÖ zuzuordnen, „Sgott“ waren die ÖVP-Wähler. Das galt natürlich nicht in Oberösterreich, wo ohnehin alle „Griaßdi“ sagen. Dort waren aber auch die Parteigrenzen von jeher fließender als im Land unter Siegfried Ludwig.

Eine Sprache als Jugendliche umgangssprachlich zu erlernen birgt viel Humor. Eine Austauschschülerin aus Westaustralien schrieb beharrlich „Schulligu“, wenn sie „Entschuldigung“ meinte und ihrem Pendant wurde bei der Rückkehr von Australien nach Österreich beschieden, dass ihr Englisch zwar nun fließend sei, sie aber wie ein „Schafscherer“ klinge und daher mit einem „Genügend“ bewertet werden müsse.

Übersichtlich war auch noch die Zeit, als man seine Lehrer von Angesicht zu Angesicht sah und neben Wissen auch Weisheiten fürs Leben mitnehmen konnte, von ernsthaft („Geschichte ist nie monokausal“) zu lustig („Life is too short to date ugly men“) bis hin zu selbsteinsichtig („Lieben tun's den Germanisten, heiraten den Steuerberater“). Glücklich ist, wer heute Lehrer hat, die nicht nur an Schulbildung denken, sondern auch an den Spaß, das Unbeschwerte, den Kitt in den Fugen des Lebens. Danke dafür.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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