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Wie es mit dem Impfen jetzt weitergeht

Symbolbild: Impfungen
Symbolbild: ImpfungenREUTERS
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30.000 Impfungen wird es bis Ende dieser Woche geben, 550.000 Personen können im ersten Quartal an die Reihe kommen. Damit können auch ältere Menschen außerhalb der Heime bald geimpft werden.

Nach großer öffentlicher Kritik geht es jetzt also doch etwas schneller mit dem Impfen: 16.000 Personen wurden bisher geimpft, 30.000 sollen es bis Ende der Woche sein. Was andererseits aber auch heißt: Wirklich in die Breite wird man mit der Impfung doch erst ab nächster Woche gehen. Das ist der Plan:

Die Beschaffung

Österreich beschafft seinen Impfstoff nicht selbst, sondern beteiligt sich an der gemeinsamen Beschaffung durch die EU. Begonnen wurde damit schon im Sommer, als alle Impfstoffe noch in der Testphase waren. Die Kommission handelte damals stellvertretend für alle 27 Mitgliedstaaten mit mehreren Pharmakonzernen Rahmenverträge aus.

Der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, Clemens Martin Auer, auf europäischer Ebene führend in die Beschaffung involviert, verteidigte diese Vorgehensweise am Donnerstag: So sei sichergestellt worden, dass alle Mitgliedsländer gleichmäßig beliefert werden. Außerdem sei das Risiko, auf den falschen Impfstoffproduzenten zu setzen, geteilt worden und damit kleiner gewesen. Gemeinsam hat die EU Vorverträge mit sechs Herstellern für insgesamt rund zwei Milliarden Dosen abgeschlossen. Heute könne man, so Auer, sagen, „wir, die EU, wir haben nicht zu wenig Impfstoff (...), sondern wir haben im Augenblick ein Problem, dass die Hersteller nicht genug Liefermenge auf den Markt bringen können.“ Das Lieferproblem werde aber von Tag zu Tag kleiner.

Die Impfstoffe

Zugelassen sind in der Europäischen Union mittlerweile zwei Impfstoffe. Den Anfang machte Ende Dezember das Vakzin des deutsch-amerikanischen Konsortiums von Pfizer und Biontech. Am Dreikönigstag kam dann grünes Licht für die Impfung des Pharmaunternehmens Moderna. Bei beiden handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. Mit einer Zulassung des britisch-schwedischen Vektor-Vakzins von AstraZeneca rechnet Gesundheitsminister Rudolf Anschober, wie er am Donnerstag sagte, im Februar. Auch bei zwei weiteren Impfstoffen geht man von einer Zulassung aus. Nur „Sanofi“ sei ein Wackelkandidat.

Die Mengen

Rund 60.000 Impfdosen von Pfizer werden derzeit wöchentlich geliefert, bis Ende März werden es rund 900.000 sein. Dazu kommen 200.000 Dosen von Moderna. Noch offen ist, welche Mengen von AstraZeneca dazukommen könnten. Das bedeutet: Da jeweils zwei Teilimpfungen notwendig sind, können im ersten Quartal zumindest 550.000 Personen geimpft werden.

Laut Impfplan haben Bewohner und Personal von Pflegeheimen sowie das Personal an Covid-Stationen in Krankenhäusern oberste Priorität. Laut Statistik Austria gibt es 96.000 Pflegeheim-Bewohner, dazu kommen rund 50.000 Betreuerinnen und weitere 30.000 Personen medizinisches Personal in Krankenhäusern. Die meisten aus dieser Personengruppe dürften sich wohl impfen lassen: Laut Erhebungen der Stadt Wien ist die Impfbereitschaft hoch. Von den Heimbewohnern wollen sich rund 80 Prozent impfen lassen, vom Personal 70 Prozent. Das heißt aber auch: Mit den jetzt schon vorhandenen 120.000 Impfdosen kann schon der Großteil dieser Gruppe mit oberster Priorität ein erstes Mal geimpft werden.

Der Impfplan

Wie geht es nun nach dieser ersten Gruppe weiter? Als Nächstes wären einmal die Hochrisikogruppen dran, also Personen mit definierten Vorerkrankungen, danach ältere Menschen außerhalb der Pflegeheime und Personen aus der kritischen Infrastruktur. Diese Phase soll nun, so der Plan des Bundeskanzleramts, vorgezogen werden und schon im Jänner starten. Genauere Pläne für die praktische Abwicklung liegen allerdings noch nicht vor.

Die betroffene Personengruppe kann nur grob geschätzt werden: Geht man von den über 85-Jährigen aus, so wären dies 226.000 in ganz Österreich. Über 80-Jährige gibt es 474.000. Diese ließen sich – so auch noch der Impfstoff von AstraZeneca dazukommt – vermutlich großteils noch im ersten Quartal impfen. Der Großteil der Heimbewohner dürfte ja in diesen Zahlen enthalten sein. Nimmt man die über 65-Jährigen dazu, wird es noch etwas länger dauern: Zu dieser Altersgruppe gehören 1,7 Millionen Österreicher.

Die Organisation

Wie kommen Risikogruppen außerhalb der Heime zu ihrer Impfung? Die organisatorischen Fragen werden jetzt geklärt, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Jedenfalls würden die Gemeinden und die Ärzte vor Ort dabei eine gewisse Rolle spielen.

In Wien wird eine Anmeldeplattform vorbereitet, diese soll mit 18. Jänner starten. Dort ist aber noch keine Terminvereinbarung möglich. Mit flächendeckenden Impfungen außerhalb der Heime und Krankenhäuser will die Bundeshauptstadt im zweiten Quartal starten. Bei der Infrastruktur will man sich dabei jene der Massentests zum Vorbild nehmen.

Und wann kommen die Nicht-Risikogruppen dran? Laut Impfplan ab dem zweiten Quartal, wobei es auch da Priorisierungen gibt. Vor dem Herbst sollen alle, die wollen, geimpft sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2021)

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