Üblicherweise nimmt der scheidende US-Präsident an der Amtseinführung seines Nachfolgers teil. Trump wäre der erste Präsident seit 150 Jahren, der mit dieser Tradition bricht. Möglicherweise verlässt er Washington schon vorher.
Der amtierende US-Präsident Donald Trump will nicht an der feierlichen Amtseinführung seines Nachfolgers Joe Biden am 20. Jänner teilnehmen. Das erklärte Trump am Freitag über Twitter, begründete diesen Bruch mit der Tradition aber nicht. Noch am Donnerstagabend hatte er in einem Video versprochen, sich auf eine "geordnete" und "nahtlose" Amtsübergabe konzentrieren zu wollen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Trump Washington möglicherweise schon am Tag vor der Amtseinführung Bidens verlassen könnte.
Trump wäre der erste Präsident seit Andrew Johnson im Jahr 1869, der nicht der Vereidigung seines Nachfolgers beiwohnt. Johnsons Nachfolger Ulysses S. Grant hatte sich zuvor geweigert, mit seinem Vorgänger in derselben Kutsche zu sitzen. Mit Johnson hat Trump die Erfahrung eines Amtsenthebungsverfahrens gemeinsam.
Trumps Anhänger stürmten das Kapitol
Der Demokrat Biden hatte die US-Präsidentschaftswahl am 3. November gegen Trump gewonnen. Für seine feierliche Vereidigung vor dem Kapitol waren vor dem Parlamentsgebäude auch bereits Tribünen errichtet worden, die am Mittwoch von militanten Anhängern Trumps gestürmt worden waren.
Seitdem steht der abgewählte Amtsinhaber massiv unter Druck. Die demokratische Führung des Kongresses forderte am Donnerstag seine sofortige Entfernung aus dem Amt. Sollte Vizepräsident Mike Pence Trump nicht für amtsunfähig erklären, werde man ein neuerliches Amtsenthebungsverfahren einleiten, hieß es von Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi und dem künftigen Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer.
Im und vor dem Kapitol gelten nun schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Ein rund zwei Meter hohen Metallzaun wird errichtet, die Nationalgarde unterstützt die örtlichen Sicherheitskräfte.
Zweiter katholischer Präsident der USA
Die offizielle Rede bei der Amtseinführung Bidens wird der Jesuit Leo O'Donovan, ehemaliger Präsident der Georgetown Universität, halten. Biden hat ihn persönlich angerufen und eingeladen, bei der Zeremonie am 20. Jänner zu sprechen. Der Demokrat ist dann nach John F. Kennedy der zweite katholische Präsident in der Geschichte der USA.
(APA)