Plagiatsvorwurf

Plagiatsvorwurf: Aschbacher unter Beschuss

Der Plagiatsforscher Stefan Weber hat sich die Diplomarbeit von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) angesehen – und spricht ein vernichtendes Urteil.
Der Plagiatsforscher Stefan Weber hat sich die Diplomarbeit von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) angesehen – und spricht ein vernichtendes Urteil.(c) imago images/tashatuvango (tashatuvango via www.imago-image)
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Ihre Diplomarbeit unterbiete alle wissenschaftlichen Standards.

Wien. Der Plagiatsforscher Stefan Weber hat sich die Diplomarbeit von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) angesehen – und spricht ein vernichtendes Urteil: Die Arbeit sei „eine einzige wissenschaftliche Katastrophe“ und eine „Fundgrube von allem, was man nicht machen soll“. So würden sich zahlreiche Plagiate finden, Aschbacher habe in ihrer Arbeit über „Anforderungen im Key Account Management“, eingereicht 2006 an der Fachhochschule Wiener Neustadt, oft absatzweise abgeschrieben.

Schon die Hypothesen der Arbeit seien plagiiert, ebenso die Schlussfolgerungen. Zudem sei die Arbeit sprachlich schwach, Aschbacher habe „den Sinn wissenschaftlichen Arbeitens überhaupt nicht verstanden“. Auch im Exposé für die Dissertation der Ministerin, eingereicht an der Universität Bratislava, würden sich schwerwiegende Plagiate finden. Der akademische Titel müsse widerrufen werden, so Weber.

Ein Sprecher der Ministerin erklärte, Aschbacher habe die Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben und abgegeben“. Die FH Wiener Neustadt will die Vorwürfe prüfen. Weber hat schon die Arbeiten mehrerer Politiker kritisiert. Jene von EU-Kommissar Johannes Hahn wurde nach Prüfung letztlich akzeptiert, der steirische Landesrat Christian Buchmann musste dagegen zurücktreten. (maf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2021)

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