Ein südkoreanisches Gericht fordert Japan zu Kompensationen wegen Verbrechen während der Besatzung auf. Tokio ist empört.
Wien/Seoul. Die schlichte Bronzestatue stellt ein junges Mädchen in traditionell-koreanischem Kleid dar, sie sitzt auf einem Sessel, die Fäuste zusammengeballt, neben ihr ein leerer Sessel. Das Bronzekind blickt auf Japans Botschaft in Seoul. Und erinnert an Japans Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs, als die Besatzer in ganz Asien bis zu 200.000 Mädchen und Frauen entführten oder mit falschen Job-Versprechungen lockten – um sie in Bordellen an der Front als Sexsklavinnen zu vergewaltigen. Viele „Trostfrauen“, so die japanische Bezeichnung, waren Koreanerinnen.
Südkoreaner werfen Japan vor, nie wirklich die Verantwortung für diese Verbrechen übernommen zu haben. Die Mädchenstatuen, die nicht nur in Südkorea stehen, führen immer wieder zu Verstimmungen: 2017 stoppte Tokio Wirtschaftsgespräche wegen des Denkmals vor seiner Botschaft. Sogar in Berlin sorgte die „Friedensstatue“ für Wirbel. Sie sollte im Herbst kurz nach der Errichtung wieder abgebaut werden – man wolle Japan nicht verärgern. Nun bleibt sie doch. Der Streit um das Bronzemädchen zeigt, wie tief das Misstrauen ist und wie sehr die Vergangenheit noch schmerzt. Was wiederum Washington besorgt, da beide Länder in der zunehmend von China dominierten Region seine engsten Partner sind.