Durchhalten, bis der Sommer kommt.
Psychologie

Aufzeichnungen aus der Psychiatrie – Ich komme zurück wie ein Bumerang

Wir sind alle aus verschiedenen Gründen hier. Wer hier ist, lernt schnell: Es gibt unzählige Auslöser für ein und dasselbe Leid. Ärzte legen Spuren aus Medikamenten und hoffen, uns aus dem Irrgarten der Psychose herauszuholen.

Und nun bin ich also hier in der Psychiatrie, schon ein Fortschritt, dass ich auf die offene Station verlegt worden bin, wo ich Besuch empfangen darf. Jetzt liege ich hier und schaue mir am Laptop Fotos von meiner Tochter und mir an, von uns am Strand oder auf den Bergen oder beim Tiere füttern im Zoo, und wundere mich, wie ich all die Zeit übersehen konnte, wie glücklich wir gewesen sind. Die Lüftung bläst ununterbrochen, wenn ich die Augen schließe, kann ich mir für einen Moment einreden, es sei dasselbe Geräusch, wie der Wind in den Bergen, dort, wo wir gewohnt haben, in besseren Zeiten, bevor ich versucht habe, mich, uns auszulöschen aus Hass gegen mich selbst und aus Angst vor dem Leben und den Menschen an sich. Und nun bin ich hier eingesperrt, damit ich mir selbst nichts antue – aus Schutz vor mir selbst. Getrennt von meiner Tochter, dem einzigen Grund, für den ich überhaupt jemals irgendetwas in meinem Leben getan habe. Ich will mit meiner Seele aus diesem kranken Körper fliehen und auf ewig ohne diesen Körper, der mich auf immer neue Arten quält, mit meiner Familie zusammensein. Es kann nur besser werden, wird mir immer wieder in den Vorräumen zu immer neuen Nebenwirkungshöllen versichert, es kann und wird besser werden, ich muss nur stillhalten und abwarten, geduldig sein. Ja, Geduld. Sei nur geduldig, halte still, es handelt sich nur noch um keiner-kann-sagen-wie-lange-genau.

Religiöse Verzückung und Wahn liegen nah beieinander: Mythen, Träume, Verschwörungstheorien verschmelzen zu einer einzigen fremden Welt, Dinge, die man irgendwann einmal irgendwo aufgeschnappt oder gelesen hat, ergeben plötzlich ein beängstigendes Mosaik. Die Hölle ist keine abstrakte Idee mehr, nein, sie ist hier und jetzt und so real wie die Welt da draußen hinter den versiegelten Fenstern. Sisyphos, der Tag um Tag, Stunde um Stunde, die Gänge auf und ab läuft und nie zur Ruhe kommt. Tantalus, wiedergeboren in der Gestalt einer Frau, die sich stolz zu essen weigert: Wer soll das sein, dieser Gott, der uns angeblich mit diesen Leben „beschenkt“ hat? Dämonische Wesen schlagen Köpfe an Wände, reißen an Venenzugängen und baden in unserem Blut. Wir werden durch das Gestrüpp unserer Verzweiflung getrieben, bis wir unter dem Gewicht der enttäuschten Hoffnungen zusammenbrechen. Es gibt keine Rast, denn die Verdammten finden niemals Ruhe. Ich fühle mich wie in einer Folterkammer – unter Qualen pressen wir Geständnisse hervor, die von medizinischem Personal in unseren Krankenakten notiert werden. Die Stimmen der Mediziner mischen sich unter unser Geschrei: Nun, wie geht es heute im Land der Seele?, werde ich gefragt. Ich starre die Fachleute verständnislos an und versuche zwischen meinen akustischen Halluzinationen zu begreifen, was sie sagen. Sie können leicht verständnisvoll nicken, sie haben ja doch keine Ahnung von der Angst, die mich meinen Körper in Stücke reißen lässt: Denn lieber in Stücke reißen als zusammen mit meinen Dämonen begraben zu werden.

Ich schlafe mit einem Messer, ich ramme es tief in mich hinein und staune mit Schaudern über das blutige Bächlein, das aus meinem Körper springt, wie Wasser aus einer Quelle. Ein Aderlass von meiner Schuld, meiner großen Schuld. Denn ja, ich bin schuldig, ich habe die Schuld der Welt auf meine Schultern geladen, um für euch zu büßen. Für euch, geliebte Schwestern und Brüder, für euch trage ich dieses Kreuz. Oh my dear, wenn es nur nicht so schwer wäre. Ein Bombenangriff. Alles in mir liegt in Schutt und Asche. Niemand kann Golgatha umgehen. Es kommt durch die Decke ein Engel auf mich hernieder. Er ist ganz weiß vom Verputz, als hätte er am Weg vom Himmel herab eine Aschewolke passiert. Ich bin das Opfer dieser Welt. Für euch gebe ich mich hin. Ich werde all das Leid ertragen, bis der Vater mich heimholt in sein Reich. atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos, atemlos, pausenlos, ruhelos, schwerelos, grenzenlos

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