Mein Samstag

Neues Jahr in Polaroid

Für Digitalrebellen - Das Revival des Polaroids
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Haben Sie Vorsätze für 2021? Ich auch nicht. Wünsche an das neue Jahr natürlich schon. Zum Beispiel, dass es die vielen Mühseligkeiten seines Vorgängerjahrs wiedergutmacht.

Ich habe den Weihnachtsferienlockdown dazu genützt, ein paar Dinge aufzuholen, die der Rest meiner Facebook-Blase bereits im Lockdown I erledigt hat. Also: viel spazieren gehen (mit Thermoskanne), viel kochen. Dank meiner neuen Tageslichtlampe habe ich die praktisch nahtlose Sonnenlosigkeit dieser Ferien ein bisschen kompensiert. Das Kind wiederum hat zu Weihnachten eine Polaroidkamera bekommen, aber noch nicht exzessiv genutzt. Nicht nur, weil es Lockdown-bedingt nicht allzu viel Fotografierenswertes gibt. Sondern auch, weil die Polaroidfilme (die Fotos sehen ganz ohne Instagram-Filter wunderbar nach 1970ern aus) irrsinnig teuer sind. Für Kinder dieser Generation, die von klein auf mit Handys dauerfotografiert werden, eine ganz neue Erfahrung: Man muss sich überlegen, ob man ein Foto macht. Ein schöner Gegenpol, finde ich, zum sonstigen Smartphone-Foto-Wahnsinn.

Aus Anlass der Polaroidkamera habe ich natürlich gleich ein paar „Früher, als ich klein war“- Geschichten ausgepackt: Dass man damals erst gesehen hat, wie die Fotos geworden sind, wenn man sie vom Entwickeln abgeholt hat, war für das Kind schwer zu glauben. Damit einher gingen Risken (irgendjemand hatte immer die Augen zu). Aber auch die Aufregung beim Abholen, was auf dem Film drauf ist. Manchmal durchaus Unerwartetes: So haben meine beste Freundin und ich einmal, als uns eine Gruppe Touristen gebeten hat, sie zu fotografieren, eine, sagen wir, unerwartete Perspektive gewählt: Statt der Touristen als Ganzes haben wir heimlich nur deren Schuhe fotografiert. Und uns dann kichernd vorgestellt, wie sie beim Film-Abholen über das Füße-Foto staunen. Gemein war das, findet das Kind. Eh. Andererseits: Wetten, dass sie sich gerade an dieses eine Foto erinnern und nicht an die sonstigen 08/15-Urlaubsbilder? In diesem Sinn: Auf ein neues Jahr mit vielen fotografierwürdigen Momenten!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2021)

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